Binnen weniger Tage wurde die Nordflanke der russisch besetzten Zone westlich des Dnipro von ukrainischen Truppen erobert. Sie dürften demnächst einen der drei Flussübergänge im Raum Cherson einnehmen, die Russen könnten großräumig abgeschnitten werden.
Nach mehr als zwei Monaten Hin und Her in einer Serie wechselseitiger Angriffe und Gegenstöße sind die russischen Streitkräfte westlich des großen Flusses Dnipro in den vergangenen Tagen vermutlich in eine nachhaltig unhaltbare Lage geraten. Eine zunächst begrenzte Offensive der Ukrainer hat die russische Front am Nordrand des besetzten Gebietes dort im Trans-Dnipro-Brückenkopf nämlich seit 1./2. Oktober aufgerissen und kräftig nach Süden gedrückt (siehe die bewegliche Karte unten). Die Rede war bisweilen von fluchtartigen Absetzbewegungen der Russen. Zuletzt war daher der nördlichste der drei noch von russischen Einheiten gehaltenen Übergänge über den Fluss fast in Griffweite der Ukrainer - die Isolation der russischen Kräfte westlich des Dnipro rückt näher.
Die Ukrainer dringen damit auch formell in Gebiet ein, das durch die in den vergangenen Tagen vollzogene russische Annexion eigentlich bereits ein Teil Russlands sein sollte. Für diesen Fall hatte Moskau auch den Einsatz taktischer Atomwaffen zur Verteidigung angedeutet, und der Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramzan Kadyrow, das Ende voriger Woche sogar auf sozialen Medien angeregt. Kiew betont, sich „nuklearer Erpressung" nicht zu beugen - und alles verlorene Land zurückerobern zu wollen.