Literatur

Letztlich geht es immer ums Geld

Elena Medel
Elena Medel
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Elena Medel erzählt in „Die Wunder“ die Leben zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen – und bietet damit Einblicke in die jüngere Geschichte Spaniens.

Es ist dunkel. María und Pedro sind auf dem Nachhauseweg im Bus. Pedro hat auf das unsichere Viertel gewartet, in dem Mariá ungern aussteigt, damit sie dem Gespräch nicht entfliehen kann. Nach 24 Jahren in getrennten Wohnungen sei es an der Zeit, zusammenzuziehen, allein schon um zu sparen, denn schließlich wolle er ihr helfen. María steigt trotzdem aus. „Es geht nicht um Familie, nicht um Liebe: Es geht um Geld“ – und damit verbunden um Macht. Diese Erkenntnis zieht sich durch Elena Medels international viel beachtetes Romandebüt „Die Wunder“.

Dass María, wenn sie ihren Gegenübern Intellektualität demonstrieren will, oft über Filme spricht, mag kein Zufall sein, hat doch der gesamte Roman etwas Filmisches. In wenigen, gut ausgeleuchteten Szenen erzählt Medel darin abwechselnd die Geschichte zweier Frauen über fünf Jahrzehnte: María stammt aus armen Verhältnissen, in den 1960er-Jahren wird sie als Jugendliche schwanger, lässt später ihre Tochter bei Eltern und Bruder zurück, um in Madrid Geld zu verdienen. Alicia hingegen wächst in einer neureichen Familie auf, findet Gefallen daran, andere Kinder herabzuwürdigen, weil sie etwa billige Kleidung tragen, und landet selbst im armen Stadtviertel – nach dem Selbstmord ihres Vaters, der den Firmenbankrott verschwiegen hat. Um sich von Mutter und Schwester zu distanzieren, geht auch sie nach Madrid.

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