Anleihen

Bill Gross: Anleger „wurden in die Irre geführt“

Der Pionier sieht Total-Return-Bondfonds zum Kapitalerhalt auf Abwegen, weil sie sich zu eng an den Benchmarks ausrichten würden. Die Privatanleger, die eine Altersabsicherung wollten, seien getäuscht worden.

New York. Bill Gross leistete in den 1980er-Jahren Pionierarbeit mit der „Total Return“-Strategie, die den einst verschlafenen Anleihenmarkt revolutionierte. Nun jedoch kritisiert er das Segment für seine mangelnde Performance. Viele Total-Return-Fonds haben in diesem Jahr schwere Verluste erlitten.

Statt Marktabschwünge abfedern zu helfen, hätten sich viele zu sehr an ihre Benchmarks geklammert und seien im Wesentlichen zu Indexfolgestrategien geworden, erklärte der Mitbegründer der schon zwei Jahrzehnte zur Allianz gehörenden Fondsgesellschaft Pimco, der 2014 geschasst wurde.

In einem Artikel auf seiner Website verwies Gross auf das Pimco-Produkt und Jeffrey Gundlachs Doubleline Total Return Bond Fund, die heuer Einbußen von beinahe 17 Prozent beziehungsweise 14 Prozent zu verkraften haben. Ihre Benchmark – der US-Anleihen-Gesamtindex von Bloomberg – ist heuer um 16 Prozent gefallen, da die aggressive Straffung der US-Geldpolitik auf dem Anleihemarkt zu einem Abverkauf führte.

Vision verloren

„Diese Total-Return-Fonds werden aktiv verwaltet und haben die Möglichkeit, die Laufzeit niedrig zu halten, doch sie scheinen alle einer ,Index plus‘-Performance nachzujagen, im Gegensatz zu einem ,Total Return‘-Ansatz beim Fondsmanagement“, schrieb der 78-Jährige. Sie hätten ihre „Total-Return-,Charta‘ verloren beziehungsweise ihre Vision davon, was solche Fonds den Anlegern in Form von Kapitalerhalt bieten sollten“.

Privatanleger hätten sich für diese Fonds für ihre Altersabsicherung entschieden, „in dem Glauben, dass sie in Stresszeiten eine defensive Rendite abwerfen“, so Gross weiter. „Sie wurden in die Irre geführt.“
Gross hatte 1987 Pimcos Total Return Fund ins Leben gerufen, der in seiner Blütezeit der weltgrößte Investmentfonds werden sollte.

Pimco-Sprecherin Agnes Crane lehnte einen Kommentar ab. Auf der Website des Unternehmens heißt es, der Total Return Fund strebe eine „maximale Gesamtrendite an, die mit Kapitalerhalt und umsichtigem Anlagemanagement vereinbar ist“. Der Fonds kann die Duration, ein Maß für das Zinsrisiko, im Vergleich zum Index nur begrenzt über- oder untergewichten. Anfang dieses Monats holte Pimco Chief Investment Officer Dan Ivascyn in das Managementteam des Total Return Fund. Scott Mather, einer der dienstältesten Manager des Unternehmens, hat eine Auszeit genommen.

„Aber minus 15 Prozent?“

Ein Sprecher von Doubleline reagierte nicht auf Bloomberg-Anfragen um einen Kommentar. In seinem Essay räumte Gross ein, dass seine Zeit bei Pimco durch die vier Jahrzehnte andauernde Hausse bei Anleihen begünstigt wurde. Sie endete, als die US-Notenbank ihre schnellste geldpolitische Straffung seit den 1980er-Jahren einleitete.

Zu seinem Erfolg habe jedoch auch beigetragen, sich in den Investments von Index-Strategien abzuheben, so Gross. Er verwies dabei auf den Erfolg bei der Bewältigung der globalen Finanzkrise.

Gross räumte ein, dass selbst ein Fonds mit niedriger Duration heuer mit dem Anstieg der Anleiherenditen zu kämpfen gehabt hätte. „Aber minus 15 Prozent?“, legte er den Finger in die Wunde.

Was hätte nun ein Total-Return-Fonds aus seiner Sicht tun sollen? „In diesem Jahr hätten defensive Kredit- und Renditekurvenstrategien, die Alpha generieren, eine Durchschnittsrendite von zwei Prozent aufstocken können“, so Gross. „Mein Vorschlag? Ändern Sie Ihren Namen oder erfüllen Sie Ihre ursprüngliche Aufgabe, nämlich die Erzielung aktueller Renditen auf dem Anleihemarkt plus Alpha aus Quellen außerhalb des Duration-Bereichs.“

Für Anleger wären billigere börsengehandelte Fonds, die in inflationsgeschützte Anleihen investieren, eine bessere Option gewesen als Total-Return-Fonds, so Gross. (Bloomberg/red.)

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