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Auktion

Die Classic Week im Dorotheum

„Der Großglockner“, Markus Pernhart (1824–1871), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 30.000 bis € 50.000
„Der Großglockner“, Markus Pernhart (1824–1871), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 30.000 bis € 50.000(c) Dorotheum
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Von 3. bis 10. November 2022 wartet die Auktionswoche mit Trouvaillen von Alten Meistern, teils bisher unbekannten Gemälden aus dem 19. Jahrhundert sowie Möbeln und Antiquitäten auf.

Mit kunsthistorischen Neuentdeckungen und spannenden Motiven geht das Dorotheum in die Herbstsaison. Die große internationale Auktionswoche vom 3. bis 10. November wartet mit zahlreichen Highlights auf. Nach der sensationellen Dorotheum-Auktion im Mai, bei der eine bisher verschollene büßende Magdalena von Tizian für 4,8 Millionen Euro versteigert wurde, werden bei der Herbstauktion für Gemälde Alter Meister am 9. und 10. November 2022 weitere wichtige Gemälde versteigert, die nach Jahren der Vergessenheit wieder ans Tageslicht gekommen sind.

Original aufgetaucht

So war beispielsweise eine mächtige Darstellung des Meeresgottes Neptun, angefertigt als Gemeinschaftsarbeit von Giovanni
Francesco Barbieri, genannt Il Guercino, und Benedetto
Gennari, bisher nur aus Werkstattkopien bekannt. Nun wurde sie in einer Sammlung entdeckt, in der das Bild seit mehreren Generationen quasi unbemerkt war. Noch mehr: Das Gemälde wurde aufgrund seines ausgezeichneten Erhaltungszustandes eine Zeit lang sogar für eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert gehalten. Nun wurde die Echtheit festgestellt und das Werk gehört zu den Höhepunkten der Auktion.

Zu den weiteren wiederentdeckten Glanzstücken zählt eine gut erhaltene, mit Blattgold verzierte Tafel mit der Darstellung eines Triumphzuges, gemalt von Apollonio di Giovanni. Ein stattliches Porträt eines „Adeligen, in Halbfigur, einen Brief haltend“ des Bologneser Malers Bartolomeo Passerotti aus dem 17. Jahrhundert stellt ebenfalls eine kunsthistorische Neuentdeckung dar. Auch das elegante Porträt des Prinzen Albert von Sachsen-Teschen, das Marcelo Bacciarelli anfertigte, erwies sich nach umfangreichen Recherchen als ein bisher verloren geglaubtes Bild. Es ist das Gegenstück zum berühmten Porträt von Albert von Sachsen-Teschens Gemahlin, Erzherzogin Maria Christina, welches sich als Leihgabe im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Es wird vermutet, dass beide Porträts ursprünglich zusammen auf Schloss Hof hingen.

Unbekannt, selbst unter Spezialisten für den Künstler, war auch Théodore Géricaults „Das Pferd des Gipsers“. Dabei war das widerspenstige Pferd ein Thema, dem sich der Künstler zu Anfang des 19. Jahrhunderts über viele Jahre widmete. Zur Versteigerung kommt es in der Auktion das 19. Jahrhunderts. Durch den Bildausschnitt zeigt es das Tier nicht mehr bei seiner mühsamen, täglichen Arbeit, sondern allein in seiner Widerspenstigkeit. Ein intimes, skulpturales Porträt eines von seinen Lasten befreiten Pferdes, das förmlich eine Naturgewalt darstellt und dessen Befreiung zum Greifen nahe scheint. Es steht stellvertretend für Géricaults Beschäftigung mit dem Thema behinderte Freiheit, Tier- und Muskelkraft, die hier detailreich Niederschlag findet.

„Triumphzug“, Apollonio di Giovanni di Tommaso (ca. 1415/17–1465), Tempera und Gold auf Holz, Schauseite eines Cassone, Schätzwert € 400.000–600.000.
„Triumphzug“, Apollonio di Giovanni di Tommaso (ca. 1415/17–1465), Tempera und Gold auf Holz, Schauseite eines Cassone, Schätzwert € 400.000–600.000.(c) Dorotheum

Abgesehen von diesen Trouvaillen der Kunstgeschichte gilt ein Schwerpunkt der Auktion im Dorotheum Italienveduten, unter anderem von Michele Marieschi und Gaspar van Wittel sowie Beispielen flämischer Kunst, etwa Jan Brueghel I. und Denijs van Alsloot. In Italien selbst entwickelte sich das Malen von detailgenauen Ansichten, Veduten, im 18. Jahrhundert als eigenständiges, florierendes Genre. Ausgewählte Darstellungen von Rom und Venedig zählen in diesem Herbst zu den Höhepunkten der Auktion. Sie stammen aus der Zeit, als die Umgebung von der Kulisse zum eigentlichen Thema aufgewertet wurde. Dahinter steckte nicht zuletzt die Begeisterung für die Grand Tour, bei der junge Aristokraten ins Ausland und vor allem nach Italien reisten, um ihre Kenntnisse in Kunst, Architektur und Musik zu vervollständigen. Veduten der besuchten Städte waren beliebte Souvenirs und gleichzeitig Zeugnis für Geschmack und Bildung ihres Besitzers.

Bekannte Vedutenmaler

Einer der ersten bedeutenden Vedutenmaler, der bei römischen Mäzenen großes Ansehen genoss, war der in den Niederlanden geborene Gaspar van Wittel, besser bekannt als Gaspare Vanvitelli. Er war Vorreiter darin, in seinem Werk die üblichen Motive religiöser Stätten und antiker Ruinen durch Ansichten zu ersetzen, die die Realität Roms des 18. Jahrhunderts widerspiegeln. Sein unnachahmliches Gespür für das warme Sonnenlicht Italiens verlieh den Szenen des Alltags Reiz und Romantik. Einen ganz eigenen Stil innerhalb der Veduten entwickelte Michele Marieschi: Seine Ansichten wirken theatralischer in der Komposition als andere, verfügen über weite Blickwinkel, rasche, federleichte, schnelle Pinselstriche und stimmungsvolle Farben mit schimmernden Lichteffekten. Eine breite Palette von Ansichten entwickelte auch Giuseppe Bernardino Bison, einer der letzten großen Vertreter der Vedutenmalerei.

„Neptun“, Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino (1591–1666), und Benedetto Gennari (1633–1715), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 200.000 bis € 300.000.
„Neptun“, Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino (1591–1666), und Benedetto Gennari (1633–1715), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 200.000 bis € 300.000. (c) Dorotheum

Unter den Gemälden des 19. Jahrhunderts ist bei der Auktion das Gemälde „Riviera, Brandung bei Boccadasse“ von Alfred Zoff, einem der führenden Stimmungsimpressionisten Österreichs, vertreten. Seine Darstellungen von Meeres- und Küstenlandschaften zählen zu den herausragenden Beispielen seines Oeuvres, wobei er durch das Spiel von Licht und Farbe die Brandung atmosphärisch einfing. Einst erwarb Kaiser Franz Joseph im Rahmen der alljährlichen Ausstellung im Wiener Künstlerhaus eines seiner Gemälde, was ihm zu größerer Bekanntheit verhalf. Auch war es Zoffs spezieller Zugang zu Landschaftsbildern, die ihn hervorhob. Denn er lehnte den Realismus ab, weil er ihm Lebendigkeit absprach. Vielmehr wurde ihm der Impressionismus mit lockerer Pinselführung und dickem Farbauftrag zum Vorbild, generell griff er aber immer wieder neue Techniken und Malstile auf und war stets am Puls der Zeit. Seine Landschaftsbilder verklären nicht, sondern stellen Bewegung und Stimmung in den Vordergrund. Im Fall von „Riviera, Brandung bei Boccadasse“ ist es nicht die Detailtreue, sondern die Bewegung des Wassers, die Wirklichkeitsnähe erzeugt.

Seltenes Porträt

Und auch eine kleine Sensation einen heimischen Künstler betreffend findet sich bei der Auktion: Ein Selbstporträt Rudolf von Alts, das nach rund 100 Jahren in Privatbesitz aufgetaucht ist. Alt malte es 1886, vielleicht nach den bereits bekannten drei Porträts aus diesem Jahr. Das Bild, in dem der Künstler dem Betrachter frontal gegenübersitzt und seinen Blick an diesem vorbeigehen lässt, ergänzt die im Werkverzeichnis von Walter Koschatzky erfassten 17 Selbstbildnisse des Malers. Es ist ein weiteres herausragendes Beispiel für die feinsinnige wie schonungslose Auseinandersetzung des Künstlers mit dem eigenen Ich.

Eine inspirierende Glanzleistung ist auch eine von Landschaftsmaler Markus Pernhart in situ gemalte Darstellung des verschneiten Großglockners. In einem von diesem Bild angeregten, geballten Text für das aktuelle DOROTHEUM myART MAGAZINE lässt die Schriftstellerin Helene Adler, Shortlist-Nominierte für den Österreichischen Buchpreis 2022, den Berg selbst zu Wort kommen. So viel vorweg: Er, quasi als Stellvertreter der Natur, lässt kaum ein gutes Haar an den Menschen.
Starke Atmosphären und stimmungsvolle Naturdarstellungen beherrschen somit diese Auktionswoche, die mit einigen kunstgeschichtlichen Überraschungen aufwarten kann.

„Der Großglockner“, Markus Pernhart (1824–1871), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 30.000 bis € 50.000
„Der Großglockner“, Markus Pernhart (1824–1871), Öl auf Leinwand, Schätzwert € 30.000 bis € 50.000(c) Dorotheum

Classic Week

Möbel, Antiquitäten, Glas und Porzellan
* Donnerstag, 3. November 2022, 14 Uhr

Gemälde des 19. Jahrhunderts
* Dienstag, 8. November 2022, 17 Uhr
Alte Meister I
* Mittwoch, 9. November 2022, 17 Uhr

Alte Meister II
** Donnerstag, 10. November 2022, 17 Uhr

Besichtigung im Palais Dorotheum,
Dorotheergasse 17, 1010 Wien
www.dorotheum.com

*Live-Auktion mit Live-Bidding
** Online-Auktion


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