Der Zustrom qualifizierter junger Russen, dem sich die EU verschließt, sorgt in einigen Ländern bereits für ein Wirtschaftswunder. Im Wettrennen um die reichen Russen haben aber ganz andere die Nase vorn.
Die Georgier, in ihrer Umgänglichkeit ohnehin nicht wenig humorbegabt, können derzeit, wie sie im Gespräch erzählen, oft nicht anders, als herzhaft zu lachen. Denn wüsste ein Besucher von Tiflis aufgrund des delikaten Essens, der autochthonen Rebsorten und des hier „Tschatscha“ genannten Grappas nicht, dass er sich in Georgiens bezaubernder Hauptstadt Tiflis befindet, könnte er meinen, er sei in der Ukraine. Kaum wo außerhalb von ihr nämlich prangen derart häufig ukrainische Fahnen auf den Autos in den heillos überfüllten Straßen.
Was die Georgier, die vor 14 Jahren selbst Krieg mit den Russen geführt haben, besonders erheitert, ist der Umstand, dass nun vor allem die plötzlichen Massen an Russen hier ihre Autos mit Symbolen des ukrainischen Widerstands schmücken. Und was sie am meisten erheitert, ist das Faktum, dass Kreml-Chef Wladimir Putin mit dem von ihm verursachten Massenexodus dieser Russen dem kleinen Staat am hohen Kaukasus unbeabsichtigt einen sagenhaften Wirtschaftsboom beschert, der von selbst nicht zu stemmen gewesen wäre.