Als Bezirksvorsteherin will Veronika Mickel die Josefstadt jugendlicher machen.
In Zeiten, in denen die letzten Bastionen der ÖVP mit Granden à la Ursula Stenzel oder Adi Tiller gehalten werden, mutet Veronika Mickel wie ein neuer bürgerlicher Hoffnungsträger an– wenn man vernachlässigt, dass innerhalb des Gürtels längst die Grünen die eigentlich Bürgerlichen sind. Doch nicht zuletzt dank der grünen Selbstzerfleischung schaffte es die erst 32-Jährige, die Josefstadt wieder für die ÖVP zu erobern. Jenen Bezirk, der als Inbegriff der Bürgerlichkeit gilt – neben der Inneren Stadt. Doch im Gegensatz zu Ursula Stenzel will Mickel versuchen, das verstaubte Image zu ändern, ein „junger Familienbezirk“ soll er werden. Und so kämpft die Juristin, die zuletzt Referentin bei Josef Pröll im Finanzministerium war, nun um Dinge wie einen zweiten Kinderarzt mit Kassenvertrag im achten Bezirk. Ein weiteres Anliegen sind ihr Bewohnerparkplätze, die garantieren sollen, dass, wer für ein Parkpickerl zahlt, auch einen Platz fürs Auto bekommt. Für Mickel sind derartige Kämpfe aber wohl nur eine Zwischenstation in der politischen Karriere – schließlich lechzt die inhaltlich und personell ausgedörrte Wiener VP nach frischem Blut.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.01.2011)