Leitartikel

Alle reden übers Klima, keiner über die Natur

Stopfenreuther Au
Stopfenreuther Au Die Presse
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Funktionieren Ökosysteme nicht, funktioniert die Welt nicht. Dennoch ist Artenschutz Polit-Exotik.

Großer Rummel garantiert noch keinen großen Erfolg. Das hat die Klimakonferenz in Ägypten gezeigt. Leider gilt nicht der Umkehrschluss. Insofern ist die Stille, in der der Weltnaturgipfel in Montreal abläuft, vor allem eins: ein Zeichen, dass der Artenschutz nicht die Beachtung, ja vielleicht nicht einmal den Protest bekommt, den er verdient.

Es beginnt bei der Gästeliste. Drängte sich beim Klimagipfel die globale Regierungsprominenz, so sind diesmal die Staatsspitzen gar nicht eingeladen. Gut, Karl Nehammer war schon in Ägypten nicht dabei, dafür Alexander Van der Bellen, der nun immerhin per Video „mutiges und entschlossenes Handeln“ fordert. Genau das könnte er aber auch von der Bundesregierung in Wien verlangen. Die hiesige Biodiversitätsstrategie lässt auf sich warten: „Sie soll in Kürze vorgestellt werden“, heißt es aus dem Klimaschutzministerium. Und auch die für den Artenschutz wichtige Bodenstrategie kommt heuer wohl nicht.

So viel Zurückhaltung entspricht nicht der Dringlichkeit: Um Sie nicht mit internationalen Zahlen zu erschlagen, hier bloß ein Ausschnitt der Bilanz des heimischen Umweltbundesamts. Demnach sind nur 18 Prozent der Lebensraumtypen in einem günstigen Zustand. Bei Reptilien und Amphibien sind fast 100 Prozent der Arten bedroht. Österreich – ein Naturmusterland? Eher nicht. Weltweit sieht es ähnlich und schlimmer aus. Trotzdem fehlen ein effizientes globales Schutzabkommen sowie ein verbindliches Ziel, wie man es vom Klimaschutz kennt (1,5-Grad).

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