Dickens' „Weihnachtsgeschichte“

„Spirited“: Die Geister, die schon jeder kennt

Ego (Ryan Reynolds) und Engel (Will Ferrell).
Ego (Ryan Reynolds) und Engel (Will Ferrell).Apple
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Eine Musical-Parodie wärmt Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ auf. Im Stream bei Apple TV.

Wikipedia listet 51 Filme auf, die auf Charles Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ basieren, andere Quellen nennen sogar 135 Adaptionen. Kein Wunder, dass sich Bart in einer „Simpsons“-Folge über den mangelnden Einfallsreichtum von TV-Produzenten beschwert, die diese Kuh seit Jahren melken. Zum Beweis schaltet er den Fernseher ein, wo gerade lächerliche Sitcom- und „Star Trek“-Versionen der 1843 erschienenen Erzählung laufen, mit Steve Urkel und Captain Kirk in der Rolle der Heimgesuchten.

Dass die inzwischen zur Schablone verkommene Moralparabel aus dem frühindustriellen England nun auch die Vorlage von „Spirited“ abgibt, einem komödiantischen Fantasy-Musical, sollte einen jedoch nicht schrecken. Denn die doppelbödige Parodie zieht ihren Reiz gerade daraus, dass heute jeder die Geschichte über die Läuterung des grantigen Geldverleihers Ebenezer Scrooge in- und auswendig kennt. Der unmoralische Social-Media-Unternehmer Clint Briggs (Ryan Reynolds als Kreuzung aus Gene Kelly und Elon Musk) erinnert sich gleich an Bill Murray aus „Die Geister, die ich rief“, als ihn zu Weihnachten drei Geister aufsuchen, für deren Spukshows er nur ein müdes Lächeln übrig hat. Besonders die ehrgeizigen Versuche des Geists der Gegenwart (brillant: Blödelbarde Will Ferrell) scheitern an der Abgebrühtheit des Fake-News- und Shitstorm-Fabrikanten, der sofort durchschaut, dass seine metaphysischen Zeitreisen nur billiger Mummenschanz sind. Der engelsartige Besucher, der für den kosmischen Betrieb zur Belehrung egoistischer Zeitgenossen arbeitet, muss sich also in puncto Originalität anstrengen. Nicht minder die Filmemacher. Und das tun sie auch, mit ironisch-opulenten Gesangs- und Tanzeinlagen und mit allerhand amüsanten Verfremdungseffekten.

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