ür die Blockbuster-Fortsetzung „Avatar: The Way of Water“ drehte James Cameron etliche Unterwasserszenen.
Fantasywelten

Warum das Kino Eskapismus liebt

„Avatar 2“ lockt Publikum ins Sci-Fi-Paradies – als Kontrastprogramm zur Wirklichkeit. Die wunderbare Weltflucht des Films.

Für viele ist Eskapismus ein böses Wort: Die Sehnsucht nach wohlfeiler Weltflucht, ist das nicht ein Zeichen für mangelndes Verantwortungsbewusstsein, für die Verkümmerung des gerade in Krisenzeiten unerlässlichen Realitätsprinzips? Wer sich gern in Fantasiewelten flüchtet, weicht den Herausforderungen der Wirklichkeit aus – und räumt somit das Feld für den qualitativen Kahlschlag in Politik und Kultur. Dennoch: Gegen unser allzu menschliches Bedürfnis nach Hirnurlaub ist kein Kraut gewachsen. Niemand weiß das so gut wie die Filmindustrie.

Erwachsen aus dem Subs­trat von Jahrmärkten und Varieté-Shows, macht sie auch ein Jahrhundert nach ihrer Geburt keinerlei Anstalten, sich vom eskapistischen Axiom zu verabschieden, das da heißt: Je schlechter es den Menschen geht, desto größer, bunter, lauter, verführerischer und atemberaubender muss das Spektakel der Stunde sein. Kein Zufall, dass die Blockbuster, die am nachdrücklichsten zur Realitätsverweigerung einladen, meist um die Weihnachtszeit starten. Wie glitzernde Christbäume pflanzen sie sich in die Multiplexe – und docken so an die pflichtschuldige Feierlaune des Publikums an, die ihrerseits eine bedeutende sozialhygienische Funktion hat: Sie schützt uns vor der nicht zu unterschätzenden Gefahr winterlicher Trübsal. Um diese auf Abstand zu halten, warten breitenwirksame Feiertagsfilme mit „großem Kino“ auf, mit ausladenden Abenteuergeschichten voller spektakulärer Effekte und intensiver Gefühle. Und oft auch mit fantastischen Anderswelten, in denen man sich liebend gern verliert.

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