April 25, 2022, Clermont Ferrand, Auvergne Rhone Alpes, France: ELON MUSK wants to buy Twitter. The social media said i
Twitter & Tesla

Twitter-Nutzer stimmen für Musk-Rückzug

Elon Musk könnte sich als Chef der Kurznachrichtenplattform zurückziehen. Das freut vor allem die Tesla-Aktionäre: Die Aktie stieg zunächst deutlich.

Am Sonntagabend hatte Twitter- und Tesla-Chef Elon Musk noch mehrere Tweets zum Fußball-WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich in Katar abgesetzt. Wenig deutete darauf hin, dass der Multimilliardär gerade mit einer schweren Entscheidung kämpfte.
Kurz nach Mitternacht erfolgte der Paukenschlag. Musk ließ wieder einmal seine Follower auf Twitter abstimmen – diesmal allerdings über seine eigene Zukunft. „Soll ich als Twitter-Chef zurücktreten? Ich werde mich an das Ergebnis halten.“

Das Ergebnis der Abstimmung, die insgesamt zwölf Stunden dauerte, fiel deutlich aus: 17,5 Millionen Twitter-Nutzer stimmten ab, 57,5 Prozent sprachen sich für einen Musk-Rückzug aus. Und das, obwohl es, wie auch Musk betonte, noch keinen Nachfolger gibt.
Große Erleichterung gab es indes bei den Tesla-Aktionären. Das Papier des E-Auto-Bauers legte zunächst kräftig zu, im Tagesverlauf bröckelten die Gewinne aber wieder ab. In den Monaten davor war der Kurs massiv unter Druck geraten. Das lag zum einen am Abverkauf bei Technologieaktien, zum anderen aber an der Sorge, dass Musk zu sehr mit seinem Neuerwerb Twitter beschäftigt sein könnte, um Tesla noch seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Außerdem musste sich Musk, um die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Twitter zu stemmen, in großem Stil von Tesla-Aktien trennen. Hinzu kamen Gerüchte über eine möglicherweise nachlassende Nachfrage in China. Vor allem fürchteten viele, Musks Eskapaden bei Twitter könnten der Marke Tesla schaden.
Vor eineinhalb Monaten übernahm der damals noch reichste Mensch der Welt Twitter und sorgt seitdem für einen Skandal nach dem anderen. So kündigte er binnen kurzer Zeit nicht nur das Management, sondern auch die Hälfte der Mitarbeiter.

„Vox populi, vox dei“

Musk, der sich als „absolutistischer Verfechter der Meinungsfreiheit“ sieht, ließ abstimmen, ob man das Twitter-Konto von Donald Trump entsperren sollte (Twitter hatte das Konto des Ex-Präsidenten nach den Angriffen auf das US-Kapitol durch Trump-Anhänger Anfang 2021 gesperrt). Die Twitter-Nutzer sprachen sich dafür aus. Musk twitterte „Vox populi, vox dei“ (Volkes Stimme ist Gottes Stimme) und entsperrte das Konto des Ex-Präsidenten. Die Twitter-Nutzer sprachen sich darüber hinaus für eine zweite Chance für alle gesperrten Accounts aus, sofern diese gegen keine Gesetze verstoßen haben. Mehrere umstrittene Persönlichkeiten dürfen seitdem wieder Kurznachrichten auf Twitter veröffentlichen. Rapper Ye wurde aber erneut gesperrt, nachdem er antisemitische Tweets abgesetzt hatte.

Kritiker fürchteten generell einen Anstieg von Hass-Postings auf Twitter, der zunächst auch erfolgte, dann aber wieder abebbte.
Indes zog sich Musk die Kritik zu, es mit der Meinungsfreiheit nicht so genau zu nehmen, wenn es um ihn selbst ginge: So sperrte er nicht nur das Konto eines Nutzers, der in Echtzeit über die Wege von Musks Privatjet berichtet hatte, sondern auch die Accounts mehrerer Journalisten, die darüber berichtet hatten. „Wenn ihr persönliche Daten im Internet veröffentlicht, werdet ihr gesperrt. Ende der Geschichte. Das ist es“, sagte Musk. Als die Gemüter hochkochten, ließ Musk abstimmen, ob man die gesperrten Journalisten wieder entsperren solle, und falls ja, wann. Die Mehrheit stimmte für „ja“ und „sofort“. Musk folgte der Entscheidung.

Zugleich legte er den Grundstein für den nächsten Skandal: Er verbot Twitter-Nutzern, Links zu konkurrierenden Plattformen wie Facebook, Instagram oder Mastodon zu veröffentlichen. Tatsächlich beklagten einige Nutzer, die ihre Mastodon-Adressen gepostet hatten, dass die entsprechenden Tweets gelöscht worden seien.

Bernard Arnault ist nun reicher

Unklar ist, ob Musks Entscheidung, die Nutzer über seinen Verbleib als Twitter-Chef abstimmen zu lassen, in Katar auf Anraten anderer Investoren gefallen ist. Zweitgrößter Twitter-Aktionär ist der saudische Prinz Al-Waleed bin Talal, doch auch der Staatsfonds von Katar hält einen Anteil.

Vor einigen Tagen ist Musk, dem neben Tesla- und Twitter-Anteilen auch die Raumfahrt-Firma SpaceX gehört, im Ranking der Reichsten hinter den LVMH-Chef Bernard Arnault auf Platz zwei gerutscht. Musks Vermögen beläuft sich Bloomberg-Daten zufolge auf 156 Milliarden Dollar, das von Arnault auf 163 Milliarden.

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