Geschlechtergerechtigkeit

So unterscheidet sich das Leben von Wienerinnen und Wienern

Alte Rollenbilder haben sich laut den Befragten in den letzten Jahren wieder verfestigt.
Alte Rollenbilder haben sich laut den Befragten in den letzten Jahren wieder verfestigt.APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Die Neuauflage der Webseite „Gleichstellungs-Monitor" verdeutlicht, wo Wien Aufholbedarf in Sachen Frauen-Förderung hat. Vor allem die Coronapandemie hat für die Wienerinnen einiges verändert.

Die Entwicklung der Gleichstellung von Frauen und Männern empirisch zu analysieren, ist oftmals nur Fachkundigen vorbehalten. Die komplette Neuauflage des „Wiener Gleichstellungsmonitors“ soll nun nach fünf Jahren Pause für alle Interessierten sichtbar machen, in welchen Bereichen die Geschlechtergleichheit näher gerückt ist und wo es noch Handlungsbedarf gibt. Zumindest in der Theorie: Denn kurz nachdem die Webseite am Mittwoch online gegangen war, gab es noch Probleme beim Abruf.

Ist die technische Hürde einmal überwunden, zeigt sich, dass erstmals in der achtjährigen Geschichte des Monitors ein Faktor für die Frauen in Wien alles verändert hat: die Corona-Pandemie. Ziel sei es nun, „die Lebenssituation der Wienerinnen nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu verbessern“, sagt die Frauensprecherin der Neos Wien, Dolores Bakos. Besagte Wünsche und Bedürfnisse wurden der größten Wiener Frauenbefragung „Wien, wie sie will“ entnommen. Auf Basis der Erkenntnisse aus der Umfrage konnten 12 Themen und 160 Indikatoren zur Geschlechtergleichheit herausgearbeitet werden.

Pandemie hinterließ Spuren

Auf Basis der Erkenntnisse aus der Umfrage konnten 12 Themen und 160 Indikatoren herausgearbeitet werden, an denen festgemacht werden soll, wie es in Wien um die Gleichstellung steht. Als Reaktion auf die Auswirkungen der Pandemie wurde außerdem ein Themenschwerpunkt „Corona“ hinzugefügt, der 23 zusätzliche Indikatoren umfasst.
Die Coronapandemie hinterließ laut den Ergebnissen von „Wien, wie sie will“ deutliche Spuren im Leben der Wienerinnen und Wiener. Alte Rollenbilder haben sich laut den Befragten in den letzten Jahren wieder verfestigt. Frauen sind zunehmend einer Mehrfachbelastung ausgesetzt und leisten unverhältnismäßig viel unbezahlte Arbeit.

Insbesondere die Hausarbeit, Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen raubt den Wienerinnen Zeit. „Care-Arbeit“ ist demnach in Wien nach wie vor Frauensache. Der Gleichstellungsmonitor visualisiert zwar eine steigende Erwerbsbeteiligung bei Frauen, jedoch arbeiten diese immer seltener in Vollzeit-Anstellungen. Zum Vergleich: 53 Prozent der verpartnerten Wienerinnen mit Kindern arbeiten Teilzeit, bei den Männern sind es nur 13 Prozent.

Eng damit verbunden ist die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern. Die Schließung des Gender Pay Gaps, also dem Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern, ist vielen Wienerinnen ein großes Anliegen. Hier zeigt sich zwar im Vergleich zu den anderen Bundesländern ein positiveres Bild, dennoch gibt es aber Luft nach oben.

Wunsch nach Raum, Zeit und Chancen

Neben der Bekanntmachung der Datenlage will die Stadt Wien auch den Wünschen der Wienerinnen nachkommen. Zusammengefasst sind das „mehr Zeit, mehr Raum und mehr Chancen“, sagt Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.

Neue Chancen für junge Wienerinnen sollen mit dem neuen Projekt „Mädchen feiern Technik“ der MA 39 eröffnet werden, die unter anderem für die Qualitätssicherung in der Wasserwirtschaft, bei der Krankenhygiene oder bei Baustoffen zuständig ist. Förderungen des „Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds“ können Frauen zudem bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen.

Auch soll Mädchen und Frauen mehr Platz eingeräumt werden, wie von vielen Teilnehmerinnen der Frauenbefragung gefordert. Am Hebbelplatz in Wien Favoriten wird daher eine „Mädchenzone“ errichtet. Der Forderung nach mehr Gewaltprävention wird ebenfalls nachgegangen. Unlängst hat die Stadt das fünfte Wiener Frauenhaus eröffnet.
Mit den Maßnahmen ist es aber nicht getan. Die inhaltliche Debatte rund um das Thema wird im Mai 2023 planmäßig im Rahmen der Gleichstellungs-Enquete mit Fachleuten weitergeführt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.