Der Prototyp der „Jiān-20“ hob just während des Besuchs des US-Verteidigungsministers Gates zum ersten Mal ab. Chinas Staatschef bestreitet, dass die Sache geplant war.
Chengdu/Peking/Wien. Chinas Staatschef Hu Jintao hat natürlich in Peking im Gespräch mit seinem Gast, US-Verteidigungsminister Robert Gates, sogleich bestritten, dass die Sache geplant gewesen sei – dennoch wirkte sie sehr symbolisch: Am Dienstag startete vom Gelände der Firma „Chengdu Aircraft Industry“ nahe Chengdu in der südchinesischen Provinz Sichuan das erste im Radar unsichtbare Kampfflugzeug Chinas zum mit Spannung erwarteten Erstflug.
In der Serienfertigung dürfte es den Namen „J-20“ tragen („Jiān“ steht für „Jäger“ bzw. einen Vogel) und firmiert im Westen auch unter „J-XX“; neben den USA mit ihren „Tarnkappen“-Jets wie dem Jäger F-22 „Raptor“ sowie Russland und Indien, die am Stealth-Jäger „T-50“ bauen, ist China das einzige Land mit eigener Stealth-Technik für Flugzeuge.
Wochenlang lagerten "Plane-Spotter" vor dem Werksgelände von "Chengdu Aircraft Industry" nahe der zentralchinesischen Stadt Chengdu. Mitte Jänner ist des dann soweit: Chinas erster Tarnkappen-Kampfjet hebt zu seinem ersten offiziellen längerem Testflug ab.J-20-Videos:Jubel nach dem ErstflugDer komplette Erstflug (c) Die Presse Print
Im Westen wird das chinesische Tarnkappenflugzeugses mit dem Namen "J-XX" bezeichnet. China will es Medienberichten zufolge "J-20" taufen. (c) Die Presse Print
Der erste Testflug zieht Schaulustige an - die Polizei lässt sie gewähren, Chinas Mächtige sind offenbar stolz auf die technische Errungenschaft. (c) Die Presse Print
Viele Bilder sind grieslig und unscharf, zeigen aber ein großes, grobschlächtiges Fluggerät. (c) Die Presse Print
Es ist ein zweistrahliger Entwurf und soll laut Experten bereits mit der geheimen, Radar-absorbierenden Oberflächenbeschichtung überzogen sein. (c) Die Presse Print
Hier mit geöffnetem Fahrwerksschacht. Auffällig sind auch die Canard-Flügel (Enten-Flügel) an der Vorderseite des Rumpfes, die es bei den US-Stealth-Jets und dem kommenden russisch-indischen Modell nicht gibt. (c) Die Presse Print
Experten sehen ziemliche Ähnlichkeiten mit dem russischen (nicht-Stealth) Luftüberlegenheitsjäger MiG 1.44, der aber nie in Serie erzeugt wurde. (c) Die Presse Print
Bisher haben nur die USA Tarnkappenflugzeuge im Einsatz, etwa den Jagdbomber F-22 "Raptor" und den schweren strategischen Bomber B-2 "Spirit". Russland und Indien bauen gemeinsam an dem Stealth-Jagdbomber T-50. (c) Die Presse Print
Die europäische Luftfahrtindustrie ist zum Bau solcher hochkomplizierter Tarnkappensysteme für Flugzeuge nicht in der Lage, sie würden auch zu teuer und der Bedarf ist kaum vorhanden ... (c) Die Presse Print
Zudem glaubt man, die Tarnkappentechnik binnen zehn bis 15 Jahren mit neuen Radarsystemen übertrumpfen zu können. Es gibt allerdings europäische "Tarnkappen"-Kriegsschiffe. (c) Die Presse Print
Experten vermuten, dass die J-20 vor allem als Bomber mittlerer Reichweite mit Raketen und Marschflugkörpern gegen Boden- und Seeziele eingesetzt werden soll. Damit könnte China sein Vorfeld im Pazifik über Tausende Kilometer Entfernung sichern ("area denial") - und so etwa US-Schiffe, die im Kriegsfall Taiwan zu Hilfe kommen wollen, auf große Distanz zerstören. >> J-20-Videos:Jubel nach dem ErstflugDer komplette Erstflug (c) Die Presse Print
Am 11. Jänner fand endlich der Erstflug statt. (c) Die Presse print
Details der J-20 sind kaum bekannt. Ob ihrer ungewöhnlichen Größe dürfte sie, mit Marschflugkörpern und Raketen gegen Bodenziele bestückt, vor allem als Mittelstreckenbomber dienen, sie kann auch weitreichende Luft-Luft-Raketen tragen. Insgesamt passt sie bestens in Chinas Raumverweigerungs-Strategie: Also das Bestreben, das Meer im Abstand von einigen tausend Kilometern vor der Küste zu beherrschen und dort Schiffe und Flugzeuge zerstören zu können; so ließe sich etwa eine Intervention der USA zu Gunsten von Taiwan vereiteln.
Schnäppchen für den Weltmarkt
Die J-20 dürfte die militärischen Kräfteverhältnisse weltweit verändern: Russische Analysten vermuten, dass sie 50 bis 80 Prozent billiger ist als ähnliche Typen der USA, Russlands und Indiens. Das dürfte Staaten wie Pakistan und solche in Nahost, Südostasien, Lateinamerika und Afrika interessieren.