Tisch für vier

Lokalkritik im Aspic

Restaurant Aspic in Wien
Restaurant Aspic in WienChristine Pichler
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In studentischer Aufmachung überrascht das Aspic mit urbaner Brettljause und Eingelegtem aller Art.

Beinahe unübertroffen scheint die Lehrsaaldichte rund um die Votiv­kirche. Sofort wird man in studentische Zeiten zurückversetzt. In dieses Bild fügt sich auch die Aufmachung der neuen Tapas-Bar Aspic in der Garnisongasse, schräg gegenüber dem Café Telegraph: Industrieleuchten, nackte weiße Wände, Ikea-Sessel — ja selbst die Menükarte ist in schulischer Reminiszenz auf schickes Pauspapier gedruckt. Dank textilloser Wände legt sich schon bei einer Handvoll Gäste ein angenehm geselliger Sound­teppich über den Raum und führt gleichzeitig dazu, dass man am eigenen Tisch mit unterhaltsamer Regelmäßigkeit die gleichen Fragen stellt („Was? Wie bitte?“).

Restaurant Aspic in Wien
Restaurant Aspic in WienChristine Pichler

In der offenen Küche des kleinen Lokals steht Borja Diaz de Cerio, der zuvor auch in der Labstelle werkte. Dort lernte er auch Manuel Grafeneder kennen, der im Aspic das Restaurant leitet. Partner ist Xuan Hoang Do, der auch die vietnamesischen Restaurants Tata in Wien Neubau und Alsergrund betreibt und an diesem Standort zuvor das Rice Time führte.

Auf zwei Gleisen

Die Wein- und Tapas-Bar fährt genau genommen zwei unterschiedliche Konzepte: Mit einem absolut preiswerten Tagesteller will man sich die Studierenden im Umkreis zu Mittag ins Lokal holen. Abends fokussieren die Wirte hingegen auf Wein und ausgefeilte kleinere Gerichte. Der Kellner, cool, aber kühl und stilecht mit roter Haube, zeigt sich erst enthusiastisch, geht es um die ganze Flasche, weniger kooperativ allerdings bei offenen Weinen. Die Speisekarte ist in kalte und warme Tapas geteilt, die Kombinationen sind erfrischend unvorhersehbar. Einen komfortablen Start legt der Knödel mit eingelegtem Rettich, Kaviar und Sauerrahm hin.

Restaurant Aspic in Wien
Restaurant Aspic in WienChristine Pichler

Eine urbanere Alternative zur Brettljause gibt dann der dünn aufgeschnittene Schweinebauch: herrlich speckiges Fleisch, mit bitterem Radicchio, süß eingelegten Birnen, saurer Vinaigrette (7,50 Euro). Die Pizzella, also eine frittierte Minipizza aus Sauerteig, erinnert an Lángos - exklusive Knoblauchdunst - und wird belegt mit sauer fermentierten Tomaten oder Lachsforelle mit Buttermilch und Salzzitrone serviert. Überhaupt ist alles eingelegt oder fermentiert worden, was nicht bei drei am Baum war. Das, gebündelt mit der Deftigkeit der Gerichte, macht das Essen intensiv, vollmundig und üppiger als erwartet – und damit zwei bis drei Tapas pro Person zu einem guten Richtwert fürs Bestellen. Die Ente überzeugt unter einem großen Pastablatt mit ausgezeichnet reduziertem Sud. Insgesamt bleibt man durchwegs gespannt, was da noch so aus der Küche kommen mag.

Restaurant Aspic in Wien
Restaurant Aspic in WienChristine Pichler

Aspic, Garnisongasse 10, 1090 Wien, Tel.: +43/(0)1/402 33 12, Restaurant: Mo—Fr: 11–14:30,
Di—Fr: 18–0.30 Uhr.

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("Die Presse Schaufenster" vom 16.12.2022)

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