Neuston

Meerputz vs. Ökosystem?

Findet sich in angeschwemmtem Plastikmüll und sieht auch ähnlich aus, ist aber Leben: eine Segelqualle.
Findet sich in angeschwemmtem Plastikmüll und sieht auch ähnlich aus, ist aber Leben: eine Segelqualle.(c) Norbert Wu/picturedesk.com
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Der Versuch, Plastikmüll aus dem Meer zu fischen, könnte eine Artengemeinschaft gefährden, die man kaum kennt, die des Neuston.

Dass die Meere sich mit Plastikmüll füllen, ist als Erstem dem angehenden Meeresbiologen Edward Carpenter (Woods Hole Oceanographic Institution) 1972 in der Sargassosee aufgefallen: 3500 Stücke mit einem Gewicht von 290 Gramm fand er pro Quadratkilometer, das ließ ihn Unheil für die Umwelt fürchten. Science spürte die Bedeutung und publizierte es (175, S. 1240), anderen war der Fund weniger willkommen: Carpenter bekam Ärger mit der Plastikindustrie und mit seinen Vorgesetzten, die in der Erkundung von Plastik keine Aufgabe für Biologen sahen, er musste sich bald einen anderen Job suchen.

Inzwischen ist Allgemeingut, dass die Meere mit Plastik geflutet werden, bis zu 12,7 Millionen Tonnen waren es 2010 (Science 347, S. 768). Und die Kurve zeigte so dramatisch nach oben, dass befürchtet wird, 2050 werde das Gewicht des Plastiks in den Meeren das der Fische übertreffen, man könne das Kommende in aller Drastik jetzt schon in Gestalt riesiger Müllinseln sehen. Beides geistert heute noch herum, obwohl es für Ersteres keine prüfbaren Quellen gibt und Letzteres Imagination ist: Plastikinseln gibt es nicht, Beobachter beschreiben die besonders vermüllten Regionen eher als Plastiksuppe.

Das macht das Problem nicht geringer, im Gegenteil, zahlenmäßig besteht der Großteil des Mülls aus Mikroplastik – kleiner als fünf Millimeter –, das absinkt und in die Nahrungskette gerät. Und auch die Zahl der größeren Stücke ist enorm gestiegen, die letzte Bilanz in der größten verschmutzten Region – dem Great Pacific Garbage Patch, er ist drei Mal so groß wie Frankreich – verzeichnete pro Quadratkilometer 56.000 Stücke mit 67 Tonnen (Scientific Reports 8: 4666).

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