Quergeschrieben

Von der Wiederentdeckung einer Tugend namens Respekt

Wenn die FPÖ Umweltaktivisten als „Klimaterroristen“ beschimpft, könnte man auf die Idee kommen, Coronademonstranten post festum „Covidterroristen“ zu nennen.

Angeblich wären Museen mitschütterem Besucherandrang gar nicht so unfroh gewesen über einen publikumswirksamen Spontanbesuch klimaaktiver Püreetäter. Weil: Ökonomie der Aufmerksamkeit. Doch das Aktionsbusiness mit der Kunstbeschüttung ist schon wieder stark rückläufig. Eines der letzten Werke, die mit Farbe verunziert wurden, war vor einem Monat ausgerechnet der kapitalismuskritische marmorne Stinkefinger „Il Dito“, den Künstler Maurizio Cattelan vor der Mailänder Börse elf Meter in die Höhe ragen lässt. Sich aus Zukunftsangst an Kunstwerken zu vergreifen ist nicht sonderlich sympathisch, sondern (versuchte) Sachbeschädigung. Nach höheren Strafen muss man aber nicht schreien: Wer fremde Sachen zerstört, beschädigt, verunstaltet oder unbrauchbar macht, muss lt. §125 StGB mit einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder einer Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen rechnen.

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Anders verhält es sich mit klimabewegten Straßenhockern. Ja, es ist ätzend, wenn sie den Weg zur Arbeit, in den Urlaub oder wohin auch immer blockieren. Aber bekanntlich sind auch die Zwecke anderer Demonstrationen Stau und Ungemach. Noch gut in Erinnerung, als an Wochenenden Innenstädte stundenlang lahmgelegt wurden von einer herben Mischung aus Menschen, die ernsthaft um Demokratie und Freiheit besorgt waren, Impfskeptikern, Maskenverweigerern, Pferdewurmenthusiasten, Aluhutträgern, Weltverschwörungsschwurblern, Links- und Rechtsradikalen, Holocaustverharmlosern und Antisemiten (alle m/w/*), wortgewaltig aufmunitioniert von Herbert Kickl und Co. Bei diesen Clusterbildungsprozessen wurden mitunter jüdische Passanten beschimpft, Journalisten tätlich angegriffen und Krankenhauszufahrten verstopft. Entschuldigt hat sich dafür meines Wissens bis heute niemand.

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