Der Wiener Komponist starb hochgeehrt 96-jährig in seiner Heimatstadt. Er ist sich künstlerisch treu geblieben.
Er war die Verkörperung des zeitgenössischen Komponisten in diesem Land. Friedrich Cerha stand für die vom Publikum ungeliebte musikalische Avantgarde und deren radikalste Ausprägungen. Er komponierte Werke, die wirklich alle vertrauten formalen und harmonischen Gesetze hinter sich ließen. Seine „Spiegel für Orchester“ realisierten in der Musik, was die abstrakte Malerei für die Bildende Kunst war. Er gründete ein Ensemble, „die reihe“, dessen Name nicht von ungefähr an Arnold Schönbergs „Zwölftonreihe“ erinnerte - als Menetekel dafür, was Wien für die Moderne bedeutet hatte - und was nach dem Zweiten Weltkrieg in den Augen der fortschrittlichen schöpferischen Kräfte daraus werden konnte und sollte.
Diesen „Fortschritt“ hat Friedrich Cerha - nicht zuletzt mit Komponistenkollegen der „reihe“ wie Heinz Karl Gruber und Kurt Schwertsik - auch konsequent hinterfragt. Er kannte als rechter Wiener auch seinen Nestroy und wusste, dass dieser Fortschritt oft größer ausschaute als er tatsächlich war.