Unterwegs

So planen Sie Ihren Urlaub falsch

Haben Sie schon Ihren Sommerurlaub geplant? Nein? Es ist allerhöchste Zeit! Und machen Sie dabei bitte bloß nichts falsch!

„Nur noch ein Zimmer zu diesem Preis frei“, droht Booking in knallroten Lettern. Also rasch reservieren, denn Ihre Familie lastet Ihnen zu Recht an, wenn sie im mediokren Ausweichquartier landet. Aber nicht vergessen: Vor der nicht erstattungsfähigen Vorauskassabestellung mit Zehn-Prozent-Rabatt müssen Sie noch die Ein-Stern-Verrisse auf Tripadvisor und Google einer Exegese unterziehen: Ist das wirklich eine versiffte Bruchbude oder schreiben das böswillige Querulanten? Sind die Rezeptionistinnen wirklich so pampig, oder hasst der Kommentator alle Menschen? Beweisen Sie psychologisches Feingefühl, die Laune Ihrer Liebsten steht auf dem Spiel!

Weiters: Vergessen Sie nicht, Ihren 15-Minuten-Slot für die hochkarätige Sehenswürdigkeit zu reservieren, sonst bleiben Sie draußen. Und dann die Flugbuchung: Das Vergleichsportal spuckt 100 Angebote aus. Ist der niedrigste Preis es wert, um vier in der Früh aufstehen zu müssen? Ist eine so kurze Zwischenlandung fahrlässig, weil das Gepäck dann garantiert hängen bleibt? Übernächtige und ungeschminkte Augen werden Sie mit Verachtung strafen.

Und wenn Sie beim Leihwagen auf den Gratis-Upgrade-Schmäh hereinfallen, dürfen Sie in einem obszön breiten SUV mit 20 km/h auf absurd schmalen Küstenstraßen herumkurven. Selber schuld!

So wie früher das Reisebüro schuld war, das uns vermittelt hat. Oder wir einfach Pech hatten, wenn die einladende Trattoria am Fischerhafen einen Fang von Käpt'n Iglo auftischte. Aber das konnte unsere Stimmung nicht trüben. Damals, als Urlaub noch kein multivariables Optimierungsproblem voller Fallen war. Selige Zeiten!

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2023)

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