Handel

Der Onlinehandel ist vielerorts überraschend klimafreundlich

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Das Umweltbundesamt verglich im Auftrag der Post die Klima-Effekte von stationärem und Onlinehandel. Entscheidend für die CO2-Emissionen ist demnach, wie die Kunden zu den stationären Geschäften kommen.

Der Boom des Onlinehandels in der Coronapandemie ist zwar bereits vorüber, dennoch kaufen die Österreicherinnen und Österreicher immer häufiger ihre Produkte im Internet und lassen sie sich zustellen. Das führe aufgrund des Lieferverkehrs zu zusätzlichen CO2-Emissionen, so eine häufig geäußerte Kritik daran. Die heimische Post wollte diesem Thema auf den Grund gehen und ließ vom Umweltbundesamt daher die Klima-Effekte von stationärem und Onlinehandel vergleichen.

Die Ergebnisse der Studie, die am Mittwoch präsentiert wurde, sind durchaus überraschend. So geht aus ihr hervor, dass der Onlinehandel in den gängigsten Szenarien eine niedrigere CO2-Bilanz als sein stationäres Pendant aufweist. Das liegt laut Umweltbundesamt maßgeblich an den privaten Pkw-Fahrten zu den Geschäften – vor allem in ländlichen Gebieten. So ist es auch die Geografie, die entscheidet, welche Form des Einkaufens klimaschonender ist. Denn die Treibhausgasemissionen des stationären Handels sind demnach im städtischen Gebiet um 84 Prozent niedriger als am Land.

Eine weitere wichtige Rolle für die Klimabilanz spielen außerdem Retouren. Diese sind bekanntermaßen im Onlinehandel weit verbreitet. So wird etwa jedes fünfte Paket zurückgeschickt. Laut Umweltbundesamt sorgt das sogar für eine Verdoppelung der Treibhausgasemissionen. Allerdings sind Retouren auch im stationären Handel ein Treiber der Emissionen. Durch das Zurückbringen gekaufter Produkte werden die Treibhausgasemissionen hier um etwa die Hälfte erhöht.

„Im Sinne der Klimabilanz ist ein zielgerichtetes Angebot und eine optimierte Kombination von stationärem und Onlinehandel sinnvoll“, sagt Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt. Es mache einen Unterschied, ob die Kaufentscheidung offen ist oder ob der Kunde ganz genau weiß, was er möchte und bekommt.

Potenziale im Onlinehandel

Die Studie zeigt auch, dass es im Onlinehandel noch Möglichkeiten gibt, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Der gebündelte Transport von Paketen könne die Treibhausgasemissionen um bis zu 56 Prozent reduzieren. Transporte mit alternativen Antriebssystemen verringern die Ausstöße im E-Commerce um über 60 Prozent.

Die Transportlogistik und die Zustellung von Briefen und Paketen verursachten bei der Post 2021 rund 77.000 Tonnen CO2-Emissionen. Laut Post-Logistik-Vorstand Peter Umundum gibt es starke Bemühungen zur Dekarbonisierung, etwa durch Elektro-Fuhrparks oder Fotovoltaikanlagen in Logistikzentren und Zustellbasen. Die Treibhausgasemissionen von Retouren können laut dem Umweltbundesamt mit Prozessoptimierungen oder wiederverwendbaren Verpackungen gesenkt werden.

Das Umweltbundesamt beleuchtete in der Studie auch die ökonomische Seite des Onlinehandels. Die durch E-Commerce entstehende Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich fallen umso höher aus, je größer der Anteil am inländischen Onlinehandel ist. Laut Umundum beträgt dieser aber nur 40 Prozent, die Tendenz gehe zu internationalen Anbietern. (APA/lal)

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