Insolvenzen

Firmenpleiten in Deutschland steigen erstmals seit Finanzkrise 2009

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Die befürchtete Pleitewelle blieb trotz Energiekrise und steigender Zinskosten aber aus.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist 2022 erstmals seit der Finanzkrise 2009 gestiegen, die befürchtete Pleitewelle trotz Energiekrise und steigender Zinskosten aber ausgeblieben. Den Amtsgerichten wurden 14.590 Firmeninsolvenzen gemeldet und damit um 4,3 Prozent mehr als 2021, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. 2021 war allerdings auch mit 13.933 Fällen der niedrigste Wert seit Einführung der Insolvenzordnung 1999 registriert worden.

Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 14,8 Mrd. Euro. 2021 waren sie noch bei rund 48,3 Mrd. Euro gelegen. "Dieser Rückgang der Forderungen bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist darauf zurückzuführen, dass im Jahr 2021 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz betragt haben als im Jahr 2022", so die Statistiker.

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Baugewerbe mit 2698 Fällen (plus 11,3 Prozent). Es folgte der Handel mit 2239 Verfahren (plus 5,5 Prozent). Gleichzeitig wurden um 16,6 Prozent weniger Verbraucherinsolvenzen registriert.

Experten erwarten künftig noch mehr Insolvenzen

Höhere Produktionskosten, wachsende Personalausgaben, deutlicher Zinsanstieg: Wegen der schwierigen Rahmenbedingungen sagen Experten künftig mehr Firmenpleiten in Deutschland voraus. Der weltweit führende Kreditversicherer Allianz Trade erwartet in diesem Jahr eine Zunahme um 15 Prozent, dem 2024 ein Anstieg von weiteren sechs Prozent folgen soll. "Das ist zwar der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise, aber von sehr niedrigem Niveau", sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. "Insofern ist es momentan nur eine sukzessive Normalisierung des Insolvenzgeschehens."

Ähnlich schätzt dies das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ein. "Wir erwarten für die nächsten Monate höhere Insolvenzzahlen", sagte der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung, Steffen Müller, kürzlich. Neben hohen Energiepreisen belasten demnach hohe Lohnabschlüsse und gestiegene Refinanzierungskosten zunehmend die Bilanzen der Unternehmen.

(APA)

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