Italienischer Agrarminister: Junge Leute sollen auf Feldern arbeiten

FILE PHOTO: First new cabinet meeting at Chigi Palace, in Rome
FILE PHOTO: First new cabinet meeting at Chigi Palace, in Rome(c) REUTERS (YARA NARDI)
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Minister Francesco Lollobrigida fordert junge Italiener auf, arbeiten zu gehen, statt vom Grundeinkommen zu profitieren und will sichere Kanäle für legale Migranten einrichten.

Die italienische Rechtsregierung um Premierministerin Giorgia Meloni will das 2019 eingeführte Bürgergeld schrittweise abschaffen und hofft damit, mehr Jugendliche zur Arbeit zu bewegen. Junge Italiener sollten auf den Feldern arbeiten und Obst pflücken, anstatt zu Hause auf dem Sofa zu faulenzen und vom Grundeinkommen ("Reddito di cittadinanza") zu profitieren, betonte Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida.

Der Minister aus den Reihen der Regierungspartei "Fratelli d Italia" fügte hinzu, dass die Regierung sichere Kanäle für legale Migranten einrichten werde, die in den italienischen Feldern arbeiten sollen. "Auf dem Land werden Arbeitskräfte gebraucht. Junge Italiener müssen wissen, dass es nicht unwürdig ist, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Dagegen ist es alles andere als ein Vorbild, nicht zu arbeiten, auf der Couch zu liegen und mit dem Bürgergeld auf den Schultern des Staates zu Lasten", sagte Lollobrigida bei der Weinmesse "Vinitaly" in Verona.

Zum Thema der legalen Migrantenströme erklärte Lollobrigida: "Es besteht der Wille, die legalen Migrationswege ernsthaft zu organisieren, die illegale Einwanderung zu bekämpfen und die Menschen in den Herkunftsländern der Migranten auszubilden."

Zu wenig Bewerber, zu geringe Qualifikation

Die Worte des Ministers lösten Kritik in der oppositionellen Mitte-Links-Allianz aus. So meinte der Chef der Linkspartei "Europa Verde", Angelo Bonelli, die Regierung Meloni sollte schärfer gegen das Problem der Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte auf den italienischen Feldern vorgehen.

Auch Italien ist derzeit mit Personalmangel in mehreren Wirtschaftssektoren konfrontiert, neben der Landwirtschaft in der Gastronomie, im Tourismus und in der Freizeitindustrie insgesamt. Die Tourismusbranche und die Gastronomie bieten nach Angaben des Branchenverbands Fipe Confcommercio für heuer 210.000 Jobs an. Die Sorge ist, dass nur ein Teil davon besetzt werden kann. Laut dem Verband haben italienische Betriebe bei mindestens 30 Prozent der angebotenen Stellen Schwierigkeiten, Personal zu finden, zum Teil weil es zu wenige Bewerberinnen und Bewerber gibt. In 13,8 Prozent der Fälle ist der Hauptgrund für die vakanten Stellen die Unzulänglichkeit der eingereichten Lebensläufe.

Arbeiten am Wochenende

Gegen das akute Problem des Personalmangels plant die italienische Regierung jetzt Anreize für die Arbeit an Wochenenden. Davon soll vor allem der Fremdenverkehr profitieren.

Andere Faktoren spielen ebenso eine Rolle beim Personalmangel in Italien, unter anderem der demografische Wandel, der auch Italien schwer belastet. Zwischen 2018 und 2021 schrumpfte die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) erheblich, mit einem Rückgang von 636.000 Personen, davon 262.000 unter 35 Jahren. Die Zahl derer, die nicht auf Arbeitssuche sind, stieg dagegen um 1,5 Prozent auf 194.000.

(APA)

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