Die Welt erfreute sich an seinen Liedern und Filmen, tanzte zu seinem Calypso. Dabei war Harry Belafonte auch Kämpfer, Aktivist, Bürgerrechtler. Nun ist der Star mit 96 verstorben.
„Daylight come and we wanna go home“: Diese Liedzeilen sind hierzulande wohl das, was die meisten mit Harry Belafonte verbinden. In seiner Calypso-Version des „Banana Boat Song“ hievte er damit 1956 ein jamaikanisches Volkslied in die US-Charts – und damit auch in ein breiteres westliches Pop-Bewusstsein. Bis heute beglückt uns das beschwingte Stück mit dem innigen Anfangsappell „Day-O!“, immer wieder wurde es neu interpretiert und referenziert. Besonders wirkungsvoll in Tim Burtons Durchbruchsfilm „Beetlejuice“, wo eine Gruppe von Spießbürgern magisch von dessen Rhythmus besessen wird. Und nicht nur in heimischen Schulklassen kursierte lang eine Parodie, die den im Song präsenten Begriff „Tally Man“ unter pennälerhaftem Gekicher mit „Taliban“ austauschte . . .
Da könnte man beinahe auf die Idee kommen, Belafonte sei nichts weiter als der harmlose Fabrikant eines netten Hitparaden-Glückstreffers. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Kaum eine US-Popkultur-Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts war politisch so kämpferisch engagiert, so unverblümt und kompromisslos in ihrem Bestreben, das Leben seiner dunkelhäutigen Mitmenschen zu verbessern – mit Worten, Taten und Kunst.