Literaturshow

In C-Dur oder e-Moll lässt es sich gut dichten

Die Literaturshow „Roboter mit Senf“ gastierte im Rahmen des Gastland-Schwerpunktes in Leipzig.

Es fühlte sich sogar glamourös an, als sich am Donnerstagabend Stiege und Foyer der Schaubühne Lindenfels füllten. Das interdisziplinäre Kulturhaus im hippen Leipziger Stadtteil Lindenau ist dieser Tage die Stadtzentrale des Gastlands Österreich auf der Leipziger Buchmesse. Neben einer Filmschau, einer Bilderbuchkunst-Ausstellung und Themenabenden gastierte dort die Kabarett-Literaturshow „Roboter mit Senf“, ein Kulturexport aus dem Literaturhaus Graz. Die Kulisse: ein Würstelstand, in dem ein Roboter Bier ausschenkt und Frankfurter mit reichlich Senf garniert.

Die Literaturkritiker Daniela Strigl und Klaus Kastberger – er wurde jüngst mit dem Staatspreis für Literaturkritik gekürt –eröffneten mit zwanglosem Bassena-Talk: „Hat der Gastland-Auftritt in Leipzig uns gar eine Überdosis österreichischer Literatur beschert?“ Ewig habe man den Deutschen erklären müssen, was es mit der österreichischen Literatur auf sich habe – und nun sei es plötzlich umgekehrt. Österreichische-Literatur-Erklärer überall. Man werde die heimischen Germanisten, so Klaus Kastberger an Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gerichtet, wohl in Frühpension schicken müssen.

Senfraten mit Edelbauer

Autorin Raphaela Edelbauer, die in Leipzig ihren Roman „Die Inkommensurablen“ vorstellt, war der erste Gast und mit Fragen zu ihren Lieblingstätigkeiten abseits der Literatur, darunter Rudern und Mode, konfrontiert. Im Senfraten, drei heimische Sorten galt es zu erschnuppern, schlug sie Daniela Strigl 1:0.

Die in Graz geborene Autorin Marie Gamillscheg, die mittlerweile in Leipzig lebt, las im Würstelstand, und danach wurde launig weitergetalkt. Ob es Sinn ergebe, deutsche und österreichische Literatur auseinanderzudividieren? Die österreichische Nische sei Fluch und Segen zugleich, aber, so Edelbauer, „es funktioniert noch immer“. Als letzter Gast zeigte sich Der Nino aus Wien entzückt von seiner Chris-Lohner-Erfahrung. Seine Stimme („Leipzig ist eine wunderschöne Stadt. Aber Wien ist auch schön“) schwört die Fahrgäste in zwei Leipziger Straßenbahnlinien auf den österreichischen Gastland-Auftritt ein. Schließlich gestand er, „mit einem C-Dur oder einem e-Moll“ einen besseren Zugang zu Worten zu finden. Beim anschließenden Konzert klärte sich dann endlich die Frage, ob auch Leipziger im Publikum waren. Die meldeten sich zu Wort, als Der Nino aus Wien auf das Thema Fußball zu sprechen kam – und sie mit seinem Wiener Charme um den Finger wickelte. (eu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2023)

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