Die Konfliktparteien der RSF und der Streitkräfte wollen sich vor möglichen Verhandlungen womöglich in eine bessere Ausgangslage bringen. Ärzte ohne Grenzen warnt vor einem Zusammenbruch der medizinischen Versorgung.
Ungeachtet einer Waffenstillstandsvereinbarung im Sudan haben sich die Kriegsparteien auch am Donnerstag schwere Gefechte in der Hauptstadt Khartum geliefert. Auch in den angrenzenden Städten Bahri und Omdurman waren Bombenexplosionen und Schüsse zu hören. Kämpfe der Armee und RSF-Milizen um die Gebiete rund um den Präsidentenpalast und zentrale Militäreinrichtungen deuteten darauf hin, dass sich beide Seiten vor möglichen Verhandlungen in eine bessere Ausgangsposition bringen wollen. Betroffen waren auch angrenzende Wohnbezirke.
In dem Land am Horn Afrikas trägt De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte einen Machtkampf gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo aus, der die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) anführt. Die beiden Generäle hatten einst durch gemeinsame Militärcoups die Führung im Sudan übernommen. Wegen Fragen der Machtverteilung kam es aber zum Zerwürfnis zwischen den beiden Lagern, das am 15. April in offene Kämpfe mündete und das Land mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern in eine Krise stürzte.
70 Prozent der Spitäler in Khartum geschlossen
Auch die medizinische Lage im Sudan spitzt sich unterdessen immer weiter zu. Der Arzt Khalid Elsheikh Ahmedana berichtete in einer von Ärzte ohne Grenzen (MSF) Österreich der APA übermittelten Audiobotschaft, dass in Khartum mittlerweile rund 70 Prozent der Spitäler geschlossen seien und das Wasser immer knapper werde. Zudem erzählte er, dass die Seuchengefahr immens zunehme, da im Freien herumliegende Leichen nicht abgeholt würden, sich überall Müll ansammele und Fliegen und Moskitos herumschwirrten. Konkret befürchtete Khalid Malaria-Ausbrüche und eine Verbreitung des Dengue-Fiebers.
Aus Nord-Darfur berichtete der MSF-Koordinator der Stadt El Fasher, Gibreel, dass auch dort das Wasser immer knapper werde, sich die medizinische Versorgung verschlechtere und es zu Triagen komme. Außerdem sei die Gesundheitsversorgung der Stadt mit rund einer Million Einwohner zeitweilig aufgrund der Kämpfe kollabiert, so Gibreel in einer weiteren von Ärzte ohne Grenzen Österreich bereitgestellten Audiobotschaft.
Mehr als 100.000 Menschen geflohen
Angesichts der Kämpfe im Sudan sind nach Angaben der Vereinten Nation über 100.000 Menschen in benachbarte Länder geflohen. Seit der Eskalation des Machtkampfs zwischen Armee und RSF-Miliz am 15. April wurden zahlreiche Menschen getötet oder verletzt. Nach jüngsten Zählungen in der unübersichtlichen Lage war von Hunderten Toten und Tausenden Verletzten die Rede. International wachsen Befürchtungen, dass der Sudan in einen Bürgerkrieg versinkt und die ganze Region destabilisiert.
(APA/dpa/Reuters)