Neue Angriffe torpedieren die Feuerpause. Der Konflikt der Militärs im früheren „Schurkenstaat“ hat das Potenzial für Flächenbrand in der Region.
Die Skeptiker sollten recht behalten. Kaum hatten die Vermittler im Südsudan die Vereinbarung für eine einwöchige Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien angekündigt, gingen die Gefechte im Sudan wieder los – als wäre es ein Signal für das Bombardement. Luftangriffe rund um den Präsidentenpalast und das Armeehauptquartier erschütterten die Hauptstadt Khartum. In den Wohnvierteln, wo sich die Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) verschanzt halten, brandete Artilleriefeuer auf.
Seit drei Wochen fordern die Kämpfe zwischen den regulären Truppen des Armeechefs und De-facto-Staatschefs Abdel Fattah al-Burhan und den RSF-Einheiten von Mohammed Hamdan Daglo, seinem Stellvertreter, einen Tribut von der Zivilbevölkerung. Das dürregeplagte Land steuert auf eine humanitäre Katastrophe zu. Mehr als 100.000 Sudanesen haben sich inzwischen in die Nachbarstaaten durchgeschlagen, insbesondere in den Südsudan, den Tschad und nach Ägypten – ganz zu schweigen von mehr als einer Million Flüchtlingen aus Libyen, dem Jemen oder dem Südsudan, die just im Sudan Zuflucht vor dem Bürgerkrieg in ihren Ländern gesucht haben.