Theaterkritik

Nesterval: Im Labyrinth mit Nazis und Homosexuellen

Was will Obersturmbannführer (Martin Walanka, rechts) vom jungen schwulen S. (Sophie Riedl)?
Was will Obersturmbannführer (Martin Walanka, rechts) vom jungen schwulen S. (Sophie Riedl)?(c) Nesterval/Alexandra Thompson
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Das Ensemble Nesterval lädt zum logistischen Husarenstück auf den Wiener Nordwestbahnhof. Engagiert.

Das Stück kommt mit einer Gebrauchsanweisung und einer Triggerwarnung. Bequemes Schuhwerk empfiehlt das auf immersive Theaterabenteuer spezialisierte Ensemble Nesterval für „Die Namenlosen“, das am Donnerstag Premiere gefeiert hat. Und: Man solle den Figuren in das riesige Set in der Halle des Brut Nordwest am Wiener Nordwestbahnhof folgen, sich als deren Gedanken verstehen, die zwar ihre Meinung abgeben, aber nicht ins Geschehen eingreifen können. Gewarnt wird vor dunklen Räumen, Sirenen und Nacktheit, den Themen Antisemitismus, Nationalsozialismus, Krieg. Wer sich nicht wohlfühle, möge in die Kantine gehen: In diesem „Safe Space“ könne man mit einem „Awareness-Team“ über das Geschehene sprechen.

Ist „Die Namenlosen“ wirklich so arg, dass man Beistand braucht? Das Stück handelt von Homosexuellen und Transpersonen in der Nazidiktatur, spielt in den Jahren 1939 bis 1945. Die Geschichte gibt die Dramaturgie vor, sie beginnt trist und wird schnell aussichtslos. Wie das Leben vieler Figuren endet, wird schon am Anfang vor Augen geführt: Schauspieler geleiten die Besucher vom „Safe Space“ der Kantine hinein in das labyrinthische Bühnenbild (von Andrea Konrad) zu einem Kleiderhaufen, wie man ihn aus Konzentrationslagern kennt.

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