"See in Not"

ÖVP-Gemeinde blockiert Straße zur Rettung des Neusiedler Sees

APA/JUDITH HÖGERL
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Für gewöhnlich queren hunderte Autos in der Früh den großen Kreisverkehr in Jois, am Dienstag parkten dort über 30 Traktoren. "Wir wollten aufzeigen, dass wir uns Sorgen machen", erklärte der Bürgermeister.

Festgeklebt hat sich zwar niemand, die Blockade der stark befahrenen B50 im Frühverkehr am Dienstag in Jois (Bezirk Neusiedler See) stellte aber auch den Umweltschutz - konkret jenen des Neusiedler Sees - ins Zentrum. "Wir wollten aufzeigen, dass wir uns Sorgen machen", erklärte Bürgermeister Johann Steurer (ÖVP) die Aktion.

Für gewöhnlich queren hunderte Autos in der Früh den großen Kreisverkehr in Jois, am Dienstag parkten dort über 30 Traktoren. Neben den Landwirten und Weinbauern aus der Gemeinde unterstützen auch Bürger etwa aus Podersdorf, Weiden oder Neusiedl und Wien den Protest. Gekommen waren auch Vertreter von Segelclubs aus der Region. Auf zwei Transparenten war "See in Not" oder "Stirbt der Neusiedler See, stirbt unser Lebensraum" zu lesen.

Durchfahrt durch Gemeinde komplett gesperrt

Vom niedrigen Wasserstand oder gar von einer Austrocknung des Gewässers wären sie alle betroffen. "Wir kämpfen für den Lebensraum und die Lebensqualität", betonte Steurer in seiner kurzen Ansprache. Dass vom See nur Lacken übrig bleiben oder er gar komplett verschwindet, wolle er sich gar nicht vorstellen: "Wir wollen keine Ratschläge geben, sondern mit der Aktion aufrütteln, dass man den Prozess beschleunigt, bevor der Wasserstand zu niedrig wird."

Der See müsse für die Region am Leben erhalten bleiben, verwies Steurer auch auf eine entsprechende Resolution des Joiser Gemeinderats. Er erinnerte auch daran, dass es 1867, als der See tatsächlich trocken lag, die größte Abwanderung aus der Region gegeben habe.

Die Durchfahrt durch die Gemeinde war von 8 bis 11 Uhr komplett gesperrt. Der Verkehr wurde großräumig umgeleitet.

Grüne fordern Ursachenbekämpfung

Landesrat Dorner plädierte in einer Aussendung für einen Schulterschluss: "Eine nachhaltige Lösung für den See wird nur dann erreicht, wenn alle an einem Strang ziehen." Er verwies darauf, dass seit drei Jahren intensiv an einer Umsetzung von Maßnahmen zur Verhinderung der Trockenheit gearbeitet wird - auf breiter Ebene und in unterschiedliche Richtungen. Die Erhaltung des Naturraums habe oberste Priorität, betonte Dorner.

Kritik an der Aktion in Jois kam von den Grünen. "Wenn mit Dieseltraktoren eine Straßenblockade errichtet und dabei behauptet wird, den Neusiedler See retten zu wollen, geht das völlig am Problem vorbei", meinte Landessprecherin Regina Petrik. Sie forderte viel eher, die Ursachen der Erderwärmung zu bekämpfen. Dann könne sich der See auch nach seinem eigenen Rhythmus eines Steppensees wieder erholen, so Petrik.

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