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Corona ließ Mütter länger bei ihren Kindern bleiben

Parents with pram in park
Parents with pram in parkGetty Images/Johner RF
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Die Pandemie führte erstmals seit 2006 zu geringeren Wiedereinstiegsquoten von Frauen nach dem zweiten Geburtstag des Kindes.

Nachwuchs krempelt im Leben von Eltern vieles um – unter anderem auch die Arbeits- und Erwerbsverhältnisse in Haushalten. Mütter bleiben in der Regel länger in Karenz als Väter. Wenn währenddessen auch noch eine globale Pandemie ausbricht, wirkt sich das negativ auf die Wiedereinstiegschancen der Frauen in den Beruf aus. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle Wiedereinstiegsmonitoring der Arbeiterkammer (AK). Zum ersten Mal seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2006 sanken die Wiedereinstiegsquoten von Frauen beim zweiten Geburtstag des Kindes.

Pandemie als Auslöser

Für das Ergebnis wurden Frauen mit Geburten im vierten Quartal 2017 mit jenen des vierten Quartals 2018 verglichen. Ihre Rückkehr wäre also in den Oktober, November und Dezember 2020 gefallen. Die Wiedereinstiegsquote fiel in diesem Zeitraum von 67,5 auf 64,5 Prozent. „Die Unsicherheiten durch die vielen Schließungen in Schulen und Kindergärten und die enormen Belastungen durch Home-Office, Haushalt und vieles mehr haben dazu geführt, dass Frauen wieder länger zu Hause bleiben und dann verspätet in den Job einsteigen“, sagte Ingrid Moritz, die Leiterin der Abteilung Frauen und Familien in der AK Wien.

Wenn man sich die Branchen ansehe, zeige sich, dass besonders Frauen, die im Tourismus und in der Gastronomie arbeiten, betroffen sind. Bei den Arbeiterinnen sei der Rückgang mit fünf Prozent noch stärker. In ländlichen Gebieten sei die Rückkehr unter anderem aufgrund der kürzeren Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen schwieriger als in der Großstadt. Die letzten drei Monate des Jahres 2020 waren noch besonders stark von der Pandemie geprägt, wie sich die Situation weiterentwickelt habe, könne man noch nicht beurteilen. Eine Studie aus dem Vorjahr zeigt, dass in Nordeuropa, Frankreich oder den Niederlanden um die 80 Prozent der Mütter zum zweiten Geburtstag des Kindes zurück auf dem Arbeitsmarkt sind.

Karenz wird weniger partnerschaftlich geteilt

Laut einem Bericht des Rechnungshofes wurde ab 2017 auch vermehrt eine Bildungskarenz an die Elternkarenz angehängt. Dieser Anstieg zeigt sich ebenfalls im Wiedereinstiegsmonitoring. Den Anstieg könne man nicht direkt auf die Pandemie zurückführen. Es habe sich herumgesprochen, zudem habe es Bildungsträger gegeben, die nicht wahnsinnig viel Bildung angeboten hätten und das auch als Verlängerung der Karenz vermarkten, so Moritz.

Die partnerschaftliche Teilung der Elternkarenz nimmt ebenfalls ab: 2016 wiesen noch rund 15 Prozent der Paare eine Beteiligung des Vaters an der Elternkarenz auf, 2018 waren es nur noch rund 13 Prozent. Bei weiteren fünf Prozent bezieht der Vater zwar Kinderbetreuungsgeld, unterbricht seine Erwerbstätigkeit aber nicht. „Bei 82 Prozent der Paare geht der Mann weder in Karenz, noch bezieht er Kinderbetreuungsgeld“, so Moritz. Die Coronapandemie sei hier zwar nicht der direkte Auslöser, sie verstärke die Entwicklung jedoch.

Einkommen der Mutter wichtig

Bei der Entscheidung für eine Väterkarenz spiele das Einkommen der Frau eine wichtige Rolle: Liegt das Brutto-Monatseinkommen der Frau vor der Geburt bei mehr als 4000 Euro, nehmen mehr als ein Drittel der Männer Karenzzeit in Anspruch. Wenn der Verdienst unter 1000 Euro liegt, ist es nur noch jeder Zwanzigste. Positiv merkte die Arbeiterkammer die stetige Zunahme von annähernd gleichen Verteilungsverhältnissen an: Hier wirke der Partnerschaftsbonus, den Eltern bekommen, wenn sie das Kinderbetreuungsgeld annähernd gleich aufteilen.

(red.)

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