Gütesiegel

Nur Schweizer kaufen weltweit mehr Fairtrade-Produkte als Österreicher

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Der Umsatz mit Fairtrade zertifizierten Waren legte in Österreich um rund ein Viertel auf 592 Mio. Euro zu. Einen starken Mengenzuwachs gibt es bei Kakao und Kaffee.

Trotz deutlich gestiegener Lebensmittelpreise erfreuen sich Waren mit dem Fairtrade-Siegel hierzulande weiterhin einer wachsenden Beliebtheit. Österreich liegt mit 66 ausgegebenen Euro beim Pro-Kopf-Konsum bereits weltweit auf Platz 2 hinter der Schweiz. Der geschätzte Umsatz mit Fairtrade zertifizierten Waren in Österreich legte im Jahr 2022 um rund ein Viertel auf 592 Mio. Euro zu. Mengenmäßig gab es ein Plus bei zertifizierten Kakao (+22 Prozent), Tee (+17 Prozent) und Kaffee (+10 Prozent). Das geht aus den am Freitag veröffentlichten Bilanzzahlen hervor. Den größten Teil am Umsatzkuchen machen Schokolade und andere Süßwaren aus (60 Prozent), je 13 Prozent wurden mit Bananen und -Kaffee umgesetzt.

Bei Bananen mit dem Fairtrade-Siegel liegt der Marktanteil in den heimischen Supermärkten bei knapp 30 Prozent, bei Rohkaffee und Schokolade bei je neun Prozent – Tendenz stark steigend. Auch die Lizenzeinnahmen stiegen im Vergleichszeitraum um 5,6 Prozent auf 3,13 Mio. Euro.

Einer der Hauptgründe für das Mengenplus bei Kakao war die Umstellung auf Fairtrade-Kakao bei Berglandmilch, Manner, Ölz und Ströck. Im Gegensatz zu internationalen Markenkonzernen würden viele heimische Unternehmen auf das Gütesiegel setzen und damit im Inland sowie im Export erfolgreich sein, sagte Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner zur „Presse". „Trotz der bekannten Herausforderungen war es für uns ein gutes Jahr“, so Kirner. Nach Rekord-Verkaufszahlen in der Coronapandemie 2020/21 war der Absatz von Rosen (-19 Prozent) und Zucker (-12 Prozent) zuletzt rückläufig.

Fairtrade-Kaffee verteuerte sich um 9 Prozent

Das Fairtrade-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern und Plantagenarbeiter eine garantierte Mindestentlohnung bekommen und bessere Arbeitsbedingungen herrschen müssen. Außerdem soll vor Ort in Bildungs- und Entwicklungsprojekte investiert und umweltfreundlich produziert werden. Fairtrade steht in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln wie Rainforest Alliance.

Die Teuerung ist für viele Konsumentinnen und Konsumenten ein großes Thema. Kirner verwies darauf, dass sich Fairtrade-Kaffee im Vorjahr in den österreichischen Supermarktregalen um 9,2 Prozent verteuert habe und konventioneller Kaffee um 15,6 Prozent. Der Unterschied liege vor allem im niedrigeren Dünger und Energieverbrauch in der landwirtschaftlichen Erzeugung von Fairtrade-Kaffee begründet.

Teuerung bringt Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien unter Druck

Die hohe Teuerung bringt auch Kleinbauern und landwirtschaftliche Genossenschaften in Afrika, Lateinamerika und Asien weiter unter Druck. Die Kosten für Dünger, Verpackungsmaterial und Transport seien erneut stark gestiegen, so Kirner. Für Kaffeebauern sei 2022 bei den Verkaufspreisen ein "halbwegs gutes Jahr" gewesen, die preisliche Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau bei Kakao für Bauern in Westafrika hingegen besorgniserregend, sagte der Fairtrade-Österreich-Chef. "Bei Kakao gibt es den größten Handlungsdruck." Drei große Kakao-Großhändler würden weltweit den Markt dominieren, die Preise niedrig halten und sich nicht sonderlich um das Thema Kinderarbeit im Kakaoanbau kümmern.

2023 feiert Fairtrade Österreich sein 30-jähriges Bestehen. Der langjährige Vorstandsvorsitzende von Fairtrade Österreich, Helmut Schüller, übergibt sein Amt zum Jubiläum nach 16 Jahren an Johanna Mang.

(fre, APA)

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