Nach zehn Monaten in russischer Haft kehrt Brittney Griner in der WNBA zurück auf den Court: Mit festem Glauben an die alte Stärke und einer gewichtigen Mission.
Los Angeles. Das vergangene Jahr hat seine Spuren im Leben von Brittney Griner hinterlassen. Für alle weithin sichtbar: Die markanten Dreadlocks sind dahin, weil sie nach dem Duschen im Gefängnis im harten russischen Winter einfroren. Bis Dezember saß die US-Basketballerin wegen bei der Einreise in Moskau entdeckten Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl zehn Monate lang in einem Gefängnis. Wie sie das im Innersten verändert hat, soll die Welt in Ansätzen in einem Buch, dessen Veröffentlichung im Frühjahr 2024 geplant ist, erfahren.
„Harte Zeiten sind mir nicht fremd. Das Leben stellt einen vor Hindernisse und das war ein ziemlich großes. Aber ich habe auf meine harte Arbeit vertraut“, sagte Griner. Hatte die 32-Jährige nach ihrer Freilassung im Zuge eines Gefangenenaustausch mit dem Waffenhändler Wiktor Bout die Öffentlichkeit bis auf wenige Auftritte gemieden, wird sie mit den Mercury Phoenix zum WNBA-Auftakt am Freitag wieder auf angestammten Terrain ins Rampenlicht treten.
Kein einziges Mal habe sie während der Haft Basketball gespielt, entsprechend gelitten hätten Form und Fitness. Doch die zweimalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin zweifelt nicht daran, zurück zu alter Stärker zu finden. „Es soll nicht überheblich klingen, aber ich glaube an mich. Ich weiß, was ich kann und jedes Ziel, das ich mir stecke, erreichen kann.“
„Niemand sollte das erleben“
Und Griner möchte nicht nur die Mercury, die während ihrer Abwesenheit vom Titelkandidaten zum drittschlechtesten Team der Vorsaison abstürzten, zurück an die Spitze führen, sondern ihre neue Prominenz und Reichweite dazu nützen, Missstände innerhalb der Liga aufzuzeigen und zu ändern. Schließlich war die Verhaftung auf dem Moskauer Flughafen eine Folge davon, dass sie wie etliche andere WNBA-Stars in der Winterpause in anderen Ländern anheuerte, um das im Vergleich zu den männlichen Kollegen verschwindend geringe Jahresgehalt (für 2023/24 sind es rund 165.000 Dollar) aufzubessern. Künftig wird Griner aus Sicherheitsgründen – nicht alle Landsleute befürworteten den Gefangenenaustausch – nur noch bei offiziellen Auftritten mit dem US-Nationalteam ins Ausland reisen.
Nicht zuletzt möchte Griner bei Einladungen wie zur Met-Gala oder ins Weiße Haus auf das Schicksal anderer US-Amerikaner in politischer Gefangenschaft lenken. „Ich bin im Glauben daran aufgewachsen, keinen Mann und keine Frau zurück zu lassen“, sagt die gebürtige Texanerin, deren Vater im Vietnamkrieg gedient hatte, und die laut eigener Aussage darunter leide, dass andere eine solche Haft viel länger ertragen würden. „Niemand sollte solche Zustände erleben müssen.“
Bei Heimspielen in Phoenix werden deshalb Stationen eingerichtet, bei denen Fans persönliche Nachrichten an Gefangene, aber auch Aufrufe an Politiker schreiben können. Griner selbst ist der Applaus in den Stadien ligaweit sicher, beim Heim-Comeback am kommenden Sonntag im Footprint Center wird die Stimmung erst recht explodieren. (swi)
(swi)