Er war der erste Mann auf dem „Vogue“-Cover, smart und als Schauspieler erfolgreich – bis sein Lebensmensch Luchino Visconti starb.
Man sollte Helmut Berger nicht in seiner traurigsten Rolle in Erinnerung behalten – abgehalftert und vom Alkohol gezeichnet gab er 2013 ein kurzes Schauspiel in der Fernseh-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. RTL wurde daraufhin für die Zurschaustellung eines „offensichtlich kranken Mannes“ heftig kritisiert. Lang konnte Berger dort ohnehin nicht bleiben. Am dritten Tag musste er das Camp verlassen – aus gesundheitlichen Gründen. Das Enfant terrible hatte seine Schuldigkeit getan.
Dabei hatte die Karriere des Hoteliersohns aus Bad Ischl glänzend begonnen. Mit 18 entfloh er der Enge der Heimat, zog nach London, lernte Schauspiel und arbeitete als Fotomodell, bevor er in Perugia Sprachen studierte. Dort traf der 20-Jährige seinen Lebensmenschen – den 38 Jahre älteren Regisseur Luchino Visconti, der ihm seine erste Rolle verschaffte und zum Vaterersatz wurde. Visconti legte aber nicht nur den Grundstein für Bergers internationale Schauspielkarriere. Die beiden wurden auch ein Paar. Und als Visconti 1976 starb, geriet Berger in eine tiefe persönliche Krise, von der er sich nicht mehr erholen sollte.
Doch erst kam der Aufstieg: Seinen internationalen Durchbruch erlebte Berger in Viscontis „Die Verdammten“ (1969), wofür er als Bester Nachwuchsdarsteller für einen Golden Globe Award nominiert war. Durch weitere Rollen in Filmen wie „Das Bildnis des Dorian Gray“, „Die Rivalin“ oder auch „Der Pate – Teil III“ erlangte Helmut Berger Weltruhm. Er spielte an der Seite von Romy Schneider, Elizabeth Taylor, Henry Fonda, Burt Lancaster und Silvana Mangano. Als Vittorio De Sicas Romanverfilmung „Der Garten der Finzi Contini“ 1972 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde, ätzte Billy Wilder, es sei ein Jammer, dass Italiens bester Schauspieler in Wirklichkeit ein Österreicher sei. Als Höhepunkt von Bergers Karriere gilt Viscontis „Ludwig II.“ (1973), in dem er den Verfall des bayerischen Königs nachzeichnete.
Der Jetset schätzte Berger, der als erster Mann überhaupt die „Vogue“ zierte, als smarte, exzentrische Persönlichkeit. Er kannte alle – und sie kannten ihn. Berger stand für Helmut Newton vor der Kamera. Andy Warhol fertigte Polaroids von ihm an und reproduzierte sie als Siebdrucke. Für Madonna spielte er in einem Musikvideo.
Freigeist, der sich nicht verbiegen lässt
Berger hat aber nicht nur mit seinem künstlerischen Schaffen, sondern auch mit seinem ausschweifenden Leben und seiner offen bekannten Bisexualität immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. 2013 engagierte ihn Nena für ein Musikvideo und sagte später in einem Interview über ihn: „Er sagt, was er denkt, und lebt, was er fühlt. Er ist ein Freigeist, der sich nicht verbiegen lässt.“ Am Donnerstag ist Berger, kurz vor seinem 79. Geburtstag, in Salzburg gestorben.