Im Herbst 2000 blamierten sich die USA mit dem Wahlchaos in Florida. In Berlin wiederholte sich das Spektakel 21 Jahre später.
Die späteren Auszeichnungen, vom Oscar für die Doku „Eine unbequeme Wahrheit“ bis zum Friedensnobelpreis für den Umweltschützer und ehemaligen Vizepräsidenten, konnten als Trostpreise die Schlappe in der Hängepartie in Florida nicht kompensieren. Jahrelang stellte sich Al Gore als ehemaliger, als eigentlicher, als verhinderter US-Präsident auf den Podien der Welt vor – und hatte die Lacher auf seiner Seite. Für Autokratien und Diktaturen von Kuba bis Libyen gerieten die USA im Spätherbst 2000 indessen zur Lachnummer. Just die Lehrmeister und Wächter der Demokratie hatten sich bei der Präsidentschaftswahl bis auf die Knochen blamiert.
„Not my President"
Das Wahlchaos, die Nachzählung und eine nochmalige Zählung stürzten die US-Demokratie in eine Krise, und ein Gutteil der US-Amerikaner wollte George W. Bush nicht als ihren, als 43. Präsidenten anerkennen: „Not my President“, so lautete der Slogan von San Francisco bis Boston. Wochenlang zog sich das Drama in demokratischen Hochburgen Palm Beach, in Dade County und Broward County rund um Miami hin. Bush und Gore schickten Heerscharen von Anwälten und Wahlhelfer in den „Sunshine State“, die mit Lupe und einem Hin- und Hergeschiebe die Lochkarten überprüften und mit Klagen und Reklamationen einen juristischen Kleinkrieg anzettelten.