Verwirrende Manöver um iranische Kriegsschiffe

Verwirrspiel Iranische Kriegsschiffe Roten
Verwirrspiel Iranische Kriegsschiffe Roten(c) PH1 ALEX HICKS
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Eine Fregatte und ein Versorger sollen durch den Suez-Kanal ins Mittelmeer fahren. Für Israel eine Provokation, für Teheran ein Zeichen der Stärke.

Ismailia/Wien/Wg/Ag. Im Roten Meer bahnt sich eine Krise wegen der Präsenz zweier iranischer Kriegsschiffe an, die laut Angaben der Regierung in Teheran den Suezkanal Richtung Norden ins Mittelmeer passieren möchten.

Der Iran hat Ägypten am Freitag offiziell um die Erlaubnis zur Durchfahrt zweier Kriegsschiffe durch den Suez-Kanal Richtung Mittelmeer gebeten. Eine entsprechende Anfrage sei eingegangen, teilte das ägyptische Außenministerium am Freitag mit. Sie sei an das Verteidigungsministerium und die Kanalverwaltung weitergeleitet worden.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman hat das Vorhaben der Iraner bereits in der Nacht auf Donnerstag verurteilt und es eine „Provokation“ genannt, gegenüber welcher man sich – nicht näher genannte – Gegenmaßnahmen vorbehalte.

Bei den Schiffen handelt es sich um die Fregatte „Alvand“ und einen Versorger. Die in den 1960ern in Großbritannien gebaute Fregatte mit etwa 150 Mann Besatzung ist nicht allzu stark bewaffnet, sie dürfte nicht viel mehr als vier Antischiffraketen chinesischen Typs an Bord haben und stellt keine besondere Gefahr dar. Laut Konteradmiral Habibollah Sayyari, dem Chef der iranischen Marine, ist sie auf Ausbildungsfahrt und großteils mit Kadetten der Marine besetzt. Ihr Zielhafen soll Tartus oder Latakia in Syrien sein, laut Sayyari übten die Kadetten unter anderem die Abwehr von Piraten.

Der Ball liegt bei Ägypten

Lieberman hat gewarnt, dass die Durchfahrt durch den Suezkanal unmittelbar bevorstehe. Am Donnerstag hieß es aber seitens der ägyptischen Kanalverwaltung, es sei kein iranisches Schiff angemeldet, auch nicht für Freitag. Dann wiederum hieß es aus informierten Kreisen, dass der Iran von einem Ansuchen um Durchfahrt absehe, doch am späten Nachmittag verkündete das iranische Staats-TV, dass die iranischen Behörden sehr wohl mit Ägypten verhandelten und die Schiffe durch den Kanal wollten.

Grundsätzlich dürfen auch Kriegsschiffe aller Länder den 190 Kilometer langen Kanal passieren, die Entscheidung darüber steht allein der ägyptischen Regierung bzw. dem Außen- und Verteidigungsministerium zu. Seit der Revolution im Iran 1979 fuhr noch kein einziges iranisches Kriegsschiff durch. Beobachter wie Admiral James Burnell-Nugent, früherer Oberkommandierender der Royal Navy, halten die Aktion für symbolisch; es sei ein Zeichen der Stärke sowohl in Richtung der befreundeten Hisbollah im Libanon als auch generell inmitten der Krise in vielen arabischen Staaten. Der Iran hat überdies schon 2010 immer wieder angedroht, Schiffe vor die Küste des von Israel abgeriegelten Gazastreifens zu schicken.

Am Donnerstag lagen die iranischen Schiffe vor dem saudischen Hafen Dschidda im Roten Meer; dort hatten sie bereits am 6.Februar ohne viel Aufsehen angelegt – übrigens der erste Besuch iranischer Kriegsschiffe in einem saudischen Hafen seit 1979.

Zusammentreffen mit der „Enterprise“?

Interessanterweise hatten am Mittwoch der US-Flugzeugträger „Enterprise“ sowie ein Kreuzer den Suezkanal Richtung Süden passiert. Damit könnten sie und die Alvand einander schon heute begegnen. Das wäre ein ziemlich historisches Ereignis: 1988 fand im Persischen Golf eine große Seeschlacht zwischen iranischen und US-Einheiten statt, wobei ein Schwesternschiff der Alvand versenkt und eines beschädigt wurde. Und zu den Schiffen auf US-Seite gehörte – der Flugzeugträger „Enterprise“.

Hintergrund

Die iranische Fregatte „Alvand“ ist eines von ursprünglich vier dieser nicht allzu stark bewaffneten Schiffe, die das damalige Persien in den 1960ern in Großbritannien kaufte. Im April 1988 wurde ihr Schwesternschiff „Sahand“ versenkt und ein zweites beschädigt, als einander die Flotte des Iran und die US-Navy im Persischen Golf eine der größten Seeschlachten seit 1945 lieferten. Sie endete mit einem totalen US-Sieg und beschleunigte das Ende des Iran-Irak-Kriegs.

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