Casinos: Die Perle als Geldvernichtungsmaschine

(c) AP (Kerstin Joensson)
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Casinos-Auslandsgeschäfte. Online-Spiele und teure Projekte haben die einst profitable Tochter der Casinos Austria zum Sanierungsfall gemacht. Ob ein neues Management Strategien umsetzen wird, könnte der Aufsichtsrat entscheiden.

Wien. Es wird geprüft, gerechnet und jedes Projekt umgedreht. Je stärker die Casinos Austria International (CAI) auseinandergenommen wird, desto mehr liegen die Nerven blank. Die einstige Perle der Casinos Austria, Casag, hat ihren Glanz verloren. Sie hat sich von der Cashcow zur Geldvernichtungsmaschine entwickelt. Die außerordentliche Aufsichtsratssitzung, die CAI-Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Duchatczek für den 28. Februar angesetzt hat, verspricht Brisanz. Es geht nicht nur um einen Kassasturz, sondern um die Zukunft des in der CAI gebündelten Casag-Auslandsgeschäfts. Damit steht auch das Schicksal der CAI-Geschäftsführer Paul Herzfeld und Josef Leutgeb auf dem Prüfstand.

Nicht erst die Krise hat dem klassischen Glücksspiel in Casinos heftig zugesetzt. Vor allem das Online-Spiel, das in manchen Ländern schon auf dem Smartphone möglich ist, macht den Spielbanken die Gewinne streitig. Dazu kommen hausgemachte Probleme: Die Casinos in Brüssel und Hannover wurden sündteuer umgebaut. Von einer Rentabilität sollen die Häuser jedoch weit entfernt sein. Die Fastpleite Griechenlands setzt der Spielbank Loutraki, dem bis dato profitabelsten Haus, schwer zu. Nicht, dass die Griechen kein Geld mehr hätten – aber sie würden es nicht mehr so gern zur Schau stellen, heißt es.

Erstmals rote Zahlen im Konzern

Trotz außerordentlicher Erträge von elf Mio. Euro durch den Verkauf der Anteile am Spielcasino Luzern dürfte die CAI 2010 rund 40 Mio. Euro Verlust machen – und erstmals den gesamten Glücksspielkonzern in die roten Zahlen reißen. Da machen „deutliche Ergebnisverbesserungen, vor allem auch im Inlandsgeschäft“, wie Casag-Sprecher Martin Himmelbauer betont, das Kraut nicht fett.

Das Verlustszenario kann Casag-Boss Karl Stoss angesichts der Neuausschreibung aller Casinolizenzen und der Lotterienkonzession so gar nicht brauchen. Dementsprechend schief soll der Haussegen zwischen ihm und Herzfeld sowie Leutgeb hängen. Stoss hat schon dafür gesorgt, dass der Vertrag Leutgebs als Casag-Finanzchef 2009 nicht verlängert wurde. Herzfeld ist seit Mitte 2010 nicht mehr Stoss' Stellvertreter.

Ob Stoss die Ablöse des CAI-Managerduos durchboxt, ist allerdings offen. „Damit ist das Problem CAI nicht wirklich gelöst“, heißt es. Insider schließen einen Abgang nicht aus, können sich aber auch vorstellen, dass die beiden bei der Sanierung mitarbeiten sollen. Der Vorwurf an sie ist jedenfalls schwerwiegend: Sie hätten die Budgets, bei einzelnen Projekten und generell, deutlich überschritten und nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Himmelbauer stellt zwar in Abrede, dass für die Überprüfung der CAI-Gebarung auch der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young herangezogen worden sei. Er bestätigt aber, dass es „um eine Evaluierung der Gesamtsituation in der CAI für eine detaillierte strategische Planung auch im Hinblick auf die Anleihe und die Finanzierung der aktuellen und geplanten Projekte“ geht. Das heißt, dass die Mutter Casag möglicherweise für die Rückzahlung der CAI-Anleihe 2012, bei der 134 Mio. Euro ausstehen, einspringen muss. Der Chefanalyst von Raiffeisen Research, Peter Brezinschek, kritisiert, dass es keine expliziten Garantieerklärungen der Muttergesellschaft gebe. Sobald der Markt das realisiere, könnten die Risikoprämien der CAI-Anleihen deutlich steigen. Brezinschek in einer aktuellen Analyse: „Tendenziell sind die Verlustrisken bei den CAI-Anleihen höher als das Gewinnpotenzial.“

Partner oder Verkauf?

Für die Zukunft der CAI bieten sich wenige Alternativen an: sanieren und dann expandieren, einen Partner holen oder verkaufen. Die Partnersuche verlief jedoch schon im Vorjahr vergeblich und wurde dann vom Aufsichtsrat abgeblasen.

Auf einen Blick

Die Casinos Austria haben mit ihrer Auslandstochter CAI große Probleme. Alle Projekte und die Budgets wurden deshalb auf den Prüfstand gestellt – am 28. Februar gibt es in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einen Kassasturz. Sanieren, Partner suchen oder Verkaufen, heißt das Szenario. Die beiden CAI-Chefs Paul Herzfeld und Josef Leutgeb sind sehr unter Druck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2011)

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