Salzburger Domprediger Peter Hofer legt seine Ämter nieder „Um Schaden von meiner Kirche, die ich liebe, abzuhalten“. Gleichzeitig leitet die Erzdiözese gegen Hofer ein kirchenrechtliches Verfahren in Rom ein.
Salzburg. „Um Schaden von meiner Kirche, die ich liebe, abzuhalten, habe ich den Herrn Erzbischof gebeten, meine Dienste ruhend zu stellen.“ Mit diesen Worten zog der Salzburger Priester Peter Hofer am Freitag bei einer Pressekonferenz die Konsequenzen aus den gegen ihn erhobenen Vorwürfen von sexuellem Missbrauch. Hofer wird keine Messe mehr zelebrieren und die Leitung der Pfarre St.Jakob am Thurn abgeben. Er wolle damit den Druck, der auf der Diözese und allen Beteiligten laste, verringern.
Fast gleichzeitig reagierte auch die Erzdiözese. Sie gab bekannt, dass ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den Geistlichen eingeleitet werde. Ein Verfahren, das in Rom geführt werden wird und das bei einem Schuldspruch mit einer Suspendierung vom Dienst enden würde. Den Ausschlag zum Handeln hat unter anderem eine Person gegeben, die sich am Donnerstag im Erzbischöflichen Ordinariat gemeldet und die Angaben der Frau bestätigt habe, sagt der Pressesprecher der Erzdiözese, Wolfgang Kumpfmüller, zur „Presse“.
Hofer wird von einer heute 47-jährigen Salzburgerin vorgeworfen, sie als Minderjährige vor rund 30 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Angesprochen auf die neuen Vorwürfe durch Zeugen meinte Hofer: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand etwas bezeugt, was nicht stattgefunden hat.“
In der Sache blieb er am Freitag bei dem Pressegespräch mit seinem Anwalt Fritz Müller bei seiner Sicht der Dinge. Der Priester schilderte das Verhältnis zu der Frau als eine „völlig unkomplizierte, offene und schöne Freundschaft“. In seiner Zeit als Pfarrer im Nonntal habe er kaum Kontakt zu der damaligen Ministrantin gehabt. Erst als er 1983 die Pfarre gewechselt habe, habe sich ein näheres, später auch intimes Verhältnis zu der mittlerweile Erwachsenen entwickelt. „Ich habe sie nie zum Sex gezwungen, habe ihr nie Gewalt angetan. Diese Dinge gehören für mich zu den gröbsten Verfehlungen gegenüber einem Menschen“, sagte Hofer. Als die Frau 1986 ihren späteren Mann kennengelernt habe, sei aus dem Liebesverhältnis eine Freundschaft geworden.
Anwalt fordert Gutachten
2007 habe sein Mandant erstmals von den „ungeheuerlichen Vorwürfen“ der Frau erfahren, so Müller. „Ich frage mich seither, warum jemand, dem ich über Jahre freundschaftlich verbunden war, nun in mir den Feind und das Böse sieht“, sagt Hofer. Eine Krebserkrankung, familiäre und psychische Probleme und eine schwere Kindheit der Frau könnten Ursachen sein, mutmaßte Müller.
Um den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen festzustellen, verlangt der Anwalt ein Glaubwürdigkeitsgutachten eines Sachverständigen. Hofer ist zu diesem Gutachten bereit und hofft, dass auch die Frau einwilligt. Aus Rücksicht auf die Salzburgerin, der es gesundheitlich schlecht geht, schloss Müller eine Klage wegen Verleumdung oder Kreditschädigung aus.
Auf einen Blick
Der Domprediger von Salzburg und Pfarrprovisor von St. Jakob am Thurn, Peter Hofer, steht unter Verdacht, vor rund 30 Jahren eine damals Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Er dementiert. Am Freitag gab Hofer seinen Rücktritt bekannt. Die Erzdiözese Salzburg hat ebenfalls am Freitag ein Verfahren in Rom gegen den Geistlichen eingeleitet. [APA]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2011)