Wiener Linien: Rekord an Krankenständen

(c) Clemens Fabry
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Mitarbeiter der Wiener Linien sind fast dreimal sooft krank wie der Durchschnittsösterreicher. Besonders die Beamten belasten die Statistik. Bei den Wiener Linien wird der Vorwurf des Krankfeierns zurückgewiesen.

Wien. Erst im Februar hatte das Wiener Kontrollamt deutliche Kritik an den Sicherheitsstandards der öffentlichen Verkehrsmittel geübt – was das Management der Wiener Linien zu einem umfassenden Maßnahmenkatalog veranlasste. Jetzt gibt es erneut Aufregung um die Wiener Linien. Konkret: um die hohe Zahl der Krankenstandstage. Während nämlich die Österreicher im Jahr 2009 im Durchschnitt 12,6 Tage krank waren, waren es bei den Wiener Verkehrsbetrieben 33,8 Tage, wie aus einer internen Magistratsstatistik hervorgeht.

Für VP-Gemeinderat Wolfgang Ulm, der die Statistik genauer analysierte, ist das „ein Armutszeugnis für die Wiener Stadtpolitik“. Zugleich bedeute dies, dass Arbeiten bei der Stadt Wien und speziell bei den Wiener Linien krank mache, so Ulm, der auch auf die hohen Kosten für den Steuerzahler verwies. Besonders interessant bei der Statistik der Wiener Linien ist der interne Vergleich. Von den 7774 Beschäftigten (Stand 2009) sind etwas weniger als ein Drittel Angestellte. Bei diesen beträgt die Anzahl der Krankenstandstage im Schnitt 18,4. Bei den Arbeitern (ebenfalls knapp ein Drittel der Beschäftigten) waren es 2009 schon 30,4 Tage. Eklatant wird es bei den 2942 Beamten der Wiener Linien: Sie hatten 2009 gar eine durchschnittliche Krankenstandstage-Anzahl von 49,5.

Hohe Belastung im Schichtbetrieb

Bei den Wiener Linien wird der Vorwurf des Krankfeierns zurückgewiesen. Es komme drauf an, womit man vergleiche, betont ein Sprecher der Wiener Linien. „Wir haben einen großen Teil an manuellen Arbeiten mit hohen Belastungen, etwa durch den Schichtbetrieb. Oder im Gleisbau, bei dem die Mitarbeiter bei jedem Wetter draußen sind,“ so der Sprecher. Auch Kontrollore, die sich im Dauerkontakt mit vielen Menschen befänden, würden sich schneller anstecken als jemand, der in seinem Büro sitze. Außerdem müsse man etwa beim Steuern einer Straßenbahn volle Konzentration haben. „Das geht nicht, wenn man leicht angekränkelt ist, ginge aber, wenn man einen Bürojob hat“, heißt es bei den Wiener Linien.

Detail am Rande: Im Wiener Magistrat liegt der Durchschnitt der Krankenstandstage bei 20,4.

Aus der Magistratstabelle geht nach Informationen von Ulm auch die durchschnittliche Dauer eines Krankenstandes bei den Bediensteten der Wiener Linien hervor. In Österreich betrug im Jahr 2009 die Durchschnittsdauer elf Tage, bei den Wiener Linien bleibt ein Mitarbeiter durchschnittlich 21,5 Tage pro Krankenstand zu Hause. Und wieder sind es die Beamten mit 28,8 Tagen, die den Schnitt heben. Die Angestellten der Wiener Linien sind etwa nur 12,9 Tage pro Krankenstand zu Hause, was schon fast dem österreichischen Durchschnitt entspricht.

Dass die Beamten überall weit über dem Durchschnitt liegen, hat laut dem Wiener-Linien-Sprecher nicht mit dem Beamtentum an sich zu tun, sondern damit, dass es sich bei den Beamten meist um ältere Mitarbeiter handelt, die nicht mehr alle so gesund sind und daher öfter und länger in den Krankenstand gehen.

Weniger Pragmatisierte

Die Stadt Wien versucht schon seit mehren Jahren, den Anteil der pragmatisierten Beamten zu reduzieren, und stellt Mitarbeiter fast nur mehr als Vertragsbedienstete an.

Die Verträge der Beamten laufen aber erst mit der Pension aus. Früher war der größte Teil der Mitarbeiter der Stadt Wien beamtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2011)

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