Karriere im Ausland: Vom Schulabbrecher zum technischen Leiter

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Symbolfoto(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Porträts dreier FH-Absolventen: Das Studium an einer FH bot Michael Hurnaus, Sandra Birklbauer und Karl-Heinz Hitl zwar nicht immer das Erhoffte. Aber es bildete für alle die Grundlage ihres Erfolgs im Ausland.

Wien. „Mit einem Minimum an Arbeit bleibt man Teil des Durchschnitts. Nur wenn man über sich hinauswächst, wird man überragend.“ Michael Hurnaus mag offenbar das amerikanische Pathos. Sollte er auch, denn er arbeitet in Seattle als technischer Projektleiter bei Amazon-Kindle. Den Grundstock dafür legte der 28-Jährige durch eine Ausbildung an der FH Hagenberg, der er als Schulabbrecher und Bildungsquereinsteiger „alles verdankt“, wie er sagt.

Hurnaus wusste als Jugendlicher nicht wirklich, was er später machen sollte. Er brach die Schule ab, begann eine Lehre und machte schließlich doch – parallel dazu – die Matura. „Vom Schulabbrecher zum Hochschulabsolventen? Das hat sich für mich immer unrealistisch angehört“, sagt der in Rohrbach geborene Oberösterreicher. Dennoch bewarb er sich im Alter von zwanzig Jahren in Hagenberg für den Lehrgang Medientechnik & Design – und wurde auch angenommen.

Danach ging es für ihn schnell, „denn ich war zielstrebig“. Noch während seines Bachelors absolvierte er Praktika bei Siemens corporate research in Princeton und bei Microsoft in Redmond, die ihm nach seinem Masterabschluss 2008 sofort eine Fixanstellung anboten. Nach zwei Jahren wurde er schließlich von Amazon-Kindle abgeworben, die ihm ein Offert machten, das er „nicht ablehnen konnte“. Das Fundament, sagt Hurnaus, wurde in Hagenberg gelegt. Aber „willst du im Beruf etwas erreichen, dann musst du dir zusätzliche Kompetenzen aneignen. Eben das lernt man an einer Fachhochschule“.

Praktikum in New York

Diese Ansicht teilt auch Sandra Birklbauer. Die zierliche 27-Jährige träumte schon als Kind davon, im Bereich Modefotografie zu arbeiten. Als sie den Bachelor für Arts in Art&Design an der Fachhochschule Salzburg begann, wurde sie zuerst vom Studium enttäuscht. Fotografie machte nur einen sehr kleinen Teil der Ausbildung aus. Deshalb begann sie, sich über ihr Studium hinaus weiterzubilden. Birklbauer gelang es, ein Praktikum bei der New Yorker Modefotografin Eva Mueller, die neben Venus Williams auch schon Green Day vor ihrer Linse hatte, zu erhalten.

Mit den damals geknüpften Kontakten bekam sie nach ihrem Abschluss 2009 in Paris bei Iris Brosch einen Job. Von da an war der Umgang mit Kunden wie Armani oder Escada für die junge Frau selbstverständlich. Mittlerweile ist sie erneut umgezogen und lebt in München. Dort arbeitet sie für Blink-Imaging, wo sie für die High-End-Bildbearbeitung in der Mode- und Beautyfotografie verantwortlich ist. Heute sagt sie, dass, obwohl der Bereich Fotografie im Studienplan vernachlässigt wurde, ihr eine Kompetenz aus der Studienzeit besonders zugutekommt: das vernetzte Denken, das sie in Salzburg gelernt hat.

Als Basis betrachtet auch Karl-Heinz Hitl sein Studium an der Fachhochschule Krems. Als Absolvent des ersten Turnus des Studiengangs Exportorientiertes Management waren er und seine Kommilitonen zwar noch mit einigen Kinderkrankheiten konfrontiert, wie er sagt. Aber: „Ich würde es aus heutiger Perspektive wieder genau so machen.“

In Moskau gelandet

Der Niederösterreicher schloss sein Studium 2003 ab, danach durchlief er das Aufnahmeverfahren an der Diplomatischen Akademie in Wien und absolvierte den heiß begehrten Lehrgang. Hitl suchte sich Praktikumsstellen, die ihn von Großbritannien über Norwegen bis Moskau führten. Dort ist der mittlerweile 32-Jährige FH-Absolvent nun seit sechs Jahren Assistent des österreichischen Wirtschaftsdelegierten.

Wie Hurnaus und Birklbauer betrachtet Hitl ein Studium als Grundlage, als ein Fundament, auf dem man in Eigenverantwortung aufbauen muss. Hinzu komme, dass Berufserfahrung von vielen Arbeitgebern heute als Voraussetzung gefordert werde. Für den Schulabbrecher Hurnaus ist klar: „Will man etwas erreichen, dann führt an der Doppelbelastung Studium mit gleichzeitiger Praxiserfahrung kein Weg vorbei.“ Obwohl an den FH ohnehin praxisbezogene Studien angeboten werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2011)

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