Westwärts mit Wiener Elan

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Roland Geyer geht nach Bregenz. Wien lässt den erfolgreichen Chef seines „dritten Opernhauses“ nicht gern ziehen. Man weiß, warum.

Meinung

Zu den Stärken Roland Geyers, des designierten Bregenzer Festspielchefs, gehört sein Überraschungspotenzial. Er macht in Führungspositionen selten das, was man vom Inhaber des jeweiligen Postens gerade erwartet. Er war ein Quereinsteiger, als er vom heutigen Musikvereinsintendanten, Thomas Angyan, die Leitung der Musikalischen Jugend übernahm – und betätigte sich dort bereits als Festspielmacher.

Geyer kann sehr hartnäckig sein. Wenn er Entdeckerfreuden frönt, dann geht er den Dingen auf den Grund und konfrontiert das Publikum gern mit den Ergebnissen seiner „Forschertätigkeit“. Unvergessen sind Unternehmungen wie „Britten und die Briten“, ein Jeunesse-Festival, mit dem allerhand Musik, die in der Musikstadt Wien noch nie zu hören war, erstmals zur Diskussion gestellt wurde.

Dergleichen sorgt für Neugierde. Dass sich hinter manch attraktiver Fassade nicht unbedingt die entsprechenden Reize verbergen, hat Geyer in seiner Eigenschaft als Theatermacher beim städtischen Sommerfestival später auch noch gelernt. Spätestens seit er im Theater an der Wien agiert, schätzt er Risken mehrheitlich richtig ein.

Er wird sich also etwas überlegt haben, wenn er den von ihm souverän beherrschten Wiener Direktorenstuhl mit jenem in Vorarlberg vertauscht. Bregenz braucht einen Animator, wie einst Alfred Wopmann einer war: Ihm war es gelungen, ein Mauerblümchen der heimischen Festspiellandschaft mittels künstlerisch hochwertiger Düngung zu einer international beachteten Hochblüte zu bringen. Sein Nachfolger hat ihm das Wasser nicht reichen können. Roland Geyers Innovationsgeist soll es nun wieder richten.

Glück auf, westwärts!

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2011)

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