Kein OSZE-Mitglied erhob Einspruch gegen Zannier, der deutlich weniger Stimmen als Plassnik hatte. Der litauische OSZE-Vorsitz leitete deshalb die Prozedur zur Kür des neuen Vorsitzenden ein.
Wien/Apa/Red. Neuer Generalsekretär der in Wien ansässigen Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wird aller Voraussicht nach ein Italiener. Keines der 56 Mitgliedsländer erhob Einspruch gegen Lamberto Zannier, den bisherigen Chef der UN-Verwaltung im Kosovo (Unmik). Der litauische OSZE-Vorsitz leitete deshalb die Prozedur zur Kür des neuen Vorsitzenden ein.
Zannier soll am Dienstag kommender Woche in einem sogenannten Schweigeverfahren gewählt werden. Die Generalsekretäre der Organisation werden im Konsens bestimmt. Ursprünglich hatte die österreichische Ex-Außenministerin Ursula Plassnik gute Chancen, den Topjob zu ergattern. In Vorwahlen kam sie auf etwa zwei Drittel der Stimmen. Litauen schlug sie deshalb auch als OSZE-Generalsekretärin vor.
Die Türkei legte jedoch Veto gegen die ÖVP-Politikerin ein. Plassnik stelle die europäische Identität der Türkei in Frage, erklärte der türkische Außenminister Davutoğlu. Vizekanzler Spindelegger reagierte empört und sprach von einem Schatten auf den bilateralen Beziehungen. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2011)