Die US-Behörden warnen Airlines vor Selbstmordattentätern mit implantierten Bomben. Flugpassagiere dürfen sich auf genauere Sicherheitskontrollen einstellen, es wird zu Wartezeiten und Verzögerungen kommen.
Los angeles/Washington/Ag/La. Wenn jener Bericht, den die „Los Angeles Times“ am Mittwoch unter Berufung auf US-Regierungsbeamte publiziert hat, zutrifft, dann dürften die Macher des Films „Batman – Der Dunkle Ritter“ dieser Tage von heftigen Gewissensbissen geplagt werden. In dem im Jahr 2005 gedrehten Blockbuster wird nämlich einem Selbstmordattentäter ein Sprengsatz implantiert, um die gegen den Bösewicht Joker ermittelnden Polizeibeamten in eine Falle zu locken. Der Streifen dürfte in terroristischen Kreisen Anklang gefunden haben, denn genau vor dieser Gefahr warnen nun die Behörden in Washington.
Laut „LA Times“ hat die US-Regierung Airlines darauf hingewiesen, dass sich Terroristen möglicherweise Bomben in den Körper einpflanzen lassen, um unbehelligt durch Sicherheitskontrollen zu kommen. Zwar gebe es keine Hinweise auf konkrete Pläne, neue (und nicht näher genannte) Informationsquellen würden allerdings darauf hindeuten, dass Attentäter diese Taktik „ernsthaft in Erwägung ziehen“.
Herkömmliche Scanner nutzlos
Diese Entwicklung stellt die Sicherheitsbehörden auf Flughäfen vor ein neues Dilemma, denn die herkömmlichen Scanner sind nicht in der Lage, synthetische Sprengstoffe wie PETN (Nitropenta) zu erkennen, wenn sie sich unter der Haut befinden. Ausführlichere Kontrollen wären notwendig, würden allerdings zu längeren Wartezeiten und folglich zu (kostspieligen) Verzögerungen bei der Abfertigung der Flüge führen.
Nicholas Kimball, der Sprecher der US-Verkehrsaufsicht TSA hat gegenüber der „LA Times“ genauere Kontrollen bei Flügen in die Vereinigten Staaten angekündigt. „Die Maßnahmen werden ohne Vorankündigung gesetzt und können verstärkte Interaktion mit den Passagieren umfassen“, sagte Kimball. Die Informationen deuteten darauf hin, dass implantierte Sprengsätze eher von ausländischen Terroristen verwendet würden und nicht von Extremisten innerhalb der USA, hieß es weiter.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Terroristen zu kreativen Mitteln greifen, um die Behörden zu täuschen. Im Dezember 2001 wurde der britische „Schuhbomber“ Richard Reid daran gehindert, den in seinem Schuh versteckten Sprengstoff auf einem Flug nach Miami explodieren zu lassen. Genau acht Jahre später versuchte der nigerianische Staatsbürger Umar Farouk Abdulmutallab, eine in seiner Unterwäsche versteckte Sprengladung in einem Airbus-Flieger auf dem Weg von Amsterdam nach Detroit zu zünden.
Zwischen Terrorismus und Fiktion
Dass es zwischen künstlerischer Fiktion und Terrorismus Parallelen gibt, ist jedenfalls nicht neu: Sieben Jahre vor den Anschlägen vom 11. September beschrieb der US-Bestsellerautor Tom Clancy in seinem Thriller „Ehrenschuld“ den gezielten Absturz einer Boeing 747 auf den US-Kongress in Washington. Der fiktive Selbstmordattentäter im Cockpit kam damals allerdings nicht aus dem arabischen Raum. Er war Japaner.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2011)