Bei der Nova Jazz & Blues Night versprühte Zaz ihren burschikosen Charme. Blacc und Ben L'Oncle Soul gedachten der verstorbenen Sängerin.
Das Intro sang sie noch am Bühnenrand, dann hüpfte die quirlige Französin Zaz blitzschnell auf die Bühne und zog die durchnässten Fans in ihren Bann. Charmant, aber ein bisschen widerborstig, entbot sie einen ersten süchtig machenden Refrain: „Passe, passe, passera, la dernière restera...“ Die 31-jährige Isabelle Geffroy, Spitzname Zaz, die im Vorjahr mit ihrem beseelten Debütalbum einen kometenhaften Aufstieg in Frankreich schaffte, flirtet nun mit dem Rest von Europa. Ihre sexy-heisere Stimme evozierte sicher wüste Fantasien.
Gleichzeitig gab sie sich in den vom Cover her bekannten roten Schottenkarohosen betont burschikos. Munter lockte sie mit erfrischenden Inhalten. Sich selbst mit einem Kazoo begleitend, sang sie sich in „Je Veux“ leidenschaftlich durch den Katalog ihrer Wünsche. Die Suite im Ritz, den Schmuck von Chanel, die Limousine, ja selbst den großen Eiffelturm verschmäht sie. Der Sinn steht ihr nicht nach totem Gut, sie verlangt es nach dem prallen Leben: „Je veux d'l'amour, de la joie, de la bonne humeur!“
Keziah Jones entzückte mit Hits
Besonders intensiv wirkte „Eblouie Par La Nuit“, jenes Chanson, in dem die Französin davon erzählt, hundert Jahre mit stecknadelkopfgroßen Augen nächtens auf den ganz bestimmten Herrn gewartet zu haben. Und dann biegt dieser Falott pfeifend um die Ecke...
Gerne kritisiert Zaz in ihren Liedern die Konsumgesellschaft, schwärmt vom einfachen Leben, vom Musizieren an Straßenecken. Vom Ruhm, der mit dem Erfolg einhergeht, hält sie nicht viel. Wegen ihres großen Starpotenzials ist sie derzeit äußerst begehrt. Doch geerdet wie sie ist, muss man sich keine Sorgen machen.
Down-to-Earth waren auch die anderen Bands. Keziah Jones entzückte im Trio mit Hits wie „Beautiful Emily“, „Million Miles“ und „Rhythm is Love“, Aloe Blacc mit „I Need a Dollar“ und einer groovigen Version von Velvet Undergrounds „Femme Fatale“. Blacc zeigte sich stark verbessert im Vergleich zu seinem letztjährigen Gig im Porgy & Bess. Er herzte Al Greens „Love & Happiness“, servierte Michael Jacksons „Billie Jean“ in einer schönen Zeitlupenversion. Im weltumarmenden „Green Lights“ gedachte er Amy Winehouse. Das taten auch Ben L'Oncle Soul. Ihre vibrierende Version von „Valerie“ war letztlich der intensivste Moment des Abends.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2011)