Die unzähligen Rädchen des Flugbetriebes

(c) Dapd (Philipp Guelland)
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Personal: Hinter den Kulissen arbeitet eine große Zahl unterschiedlicher Berufsgruppen, die den reibungslosen Flugverkehr erst möglich machen.

Wegfliegen – am besten in den Urlaub! Doch was für den einen ein Vergnügen, ist für andere Arbeit. Schließlich ist nicht nur der Pilot am Flugbetrieb beteiligt. Aber was läuft ringsherum, oft unbemerkt, ab, während man von A nach B düst? Eine Reise im Zeitraffer, mit Hintergrundinfos:

Man verabschiedet sich von seinen Lieben, betritt die Flughafenhalle, in der bereits recht reges Treiben herrscht, und steuert direkt auf die Check-in-Schalter zu. Nach einer kurzen Zeit in der Warteschlange wird man am Schalter begrüßt, möglicherweise von einer freundlich lächelnden Dame.

Service: Freundlich und bestimmt

Sie ist eine Mitarbeiterin des Bodenpersonals – ein Passenger Service Agent. Und damit eine von vielen Flughafen-Mitarbeitern, die den Flugbetrieb ermöglichen. Einchecken etwa: Die Dame überreicht die Karte, nimmt das Gepäck in Empfang und überprüft, ob man die erforderlichen Reisedokumente dabeihat. Nach hoffentlich unbeanstandeter Pass- und Sicherheitskontrolle trifft man am Gate, beim Boarden, erneut auf einen Passenger Service Agent. Er prüft wieder Ticket und Dokumente und koordiniert mit der Flugzeugcrew den pünktlichen Abflug.

Voraussetzung für den Job des Passenger Service Agents ist ein Mindestalter von 18 Jahren, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Matura sowie ein positiv absolviertes eintägiges Assessmentcenter. „Wir erwarten für den Job ein kundenorientiertes Verhalten im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Kulturen, eine kommunikative Persönlichkeit und ein gepflegtes Äußeres“, sagt Bernhard Köck, Leiter der Bodenstation am Flughafen Wien. Sind die Voraussetzungen erfüllt, erfolgen bei Aufnahme ein gut dreiwöchiger Theoriekurs und eine zehntägige Praxisphase. Nach einem weiteren Ausbildungsblock sechs Monate später können die Mitarbeiter dann bereits eigenverantwortlich Abflüge koordinieren.

Während man am Gate auf den Abflug wartet, wird das Gepäck ins Flugzeug geladen. Oft sind es Ferialarbeiter, die diesen Job in den Sommermonaten machen und hin und wieder nach Ende ihrer Schulausbildung als Loading Supervisor beginnen. Er kümmert sich um die Koordination der Gepäckbeladung, kontrolliert die Vollständigkeit und kommuniziert mit den an der Abfertigung Beteiligten. Der Job erfordert Maturaniveau, erste Berufserfahrung in einem technischen Arbeitsumfeld, den Führerschein B und gute Englischkenntnisse.

Wartung: Alle 48 Stunden

Das bereitstehende Flugzeug ist nun in Kürze zum Start bereit. Seit seinem letzten Einsatz ist es nicht unberührt geblieben: Zuvor hat ein Techniker bereits jene Wartungsarbeiten durchgeführt, die täglich, aber spätestens nach 48 Stunden, bei jedem Flugzeug gemacht werden müssen. Er hat das Logbuch auf Störungseintragungen durchgesehen, das Flugzeug auf äußere Beschädigungen geprüft, den Zustand der Reifen und die Wartung mit der persönlichen Signierung bestätigt. Flugzeug-Techniker werden zum Beispiel von den Austrian Airlines eingestellt, wenn sie ihre Berufsausbildung, etwa in anverwandten Metallberufen oder als Elektroniker, abgeschlossen haben. Sie durchlaufen dann eine mindestens dreijährige Ausbildungsstrecke, die sie zum „Certifying Mechanic Cat A“ ausbildet.

Mindestens zwei weitere Jahre dauert der Weg zum nächsten Ausbildungsgrad, mit dem erstmals eigenverantwortliches Arbeiten am Flugzeug in vollem Umfang möglich ist. „Vor dem Erhalt dieser Lizenz können die angehenden Techniker nur begrenzt und unter Aufsicht eines Mitarbeiters, der über die entsprechende Lizenz verfügt, eingesetzt werden“, sagt Burkard Wigger, Leiter der Technik bei Austrian Airlines.

Troubleshooter: Spezialisierung

Besonders engagierte und erfahrene Techniker können sich weiter spezialisieren, etwa zum Troubleshooting. „Unser Troubleshooting-Team ist rund um die Uhr besetzt und steht 24 Stunden den Kollegen zur Seite, wenn diese Hilfe benötigen“, sagt Wigger. Weiters gibt es im Technikbereich das Feld des Engineerings, in dem höhere Einstiegsqualifikationen wie Fachhochschul- oder Universitäts-Abschluss gefordert sind.

Abheben: Nur mit Unterstützung

Weiter geht's: Die Passagiere werden zum Einstieg gebracht. Nun nimmt der Pilot Kontakt mit den Fluglotsen im Tower auf, der ihn auf seinem Weg in die Lüfte über Funk begleiten wird. Fluglotsen geben die Route und die Höhe vor, erteilen die Starterlaubnis und geben die Freigabe zur Landung. Zusätzlich bietet der Fluglotse aktuelle Informationen, die für einen sicheren Flug erforderlich sind. Er ist damit neben dem Piloten selbst der wichtigste aktive Sicherheitsfaktor. Die Ausbildung zum Fluglotsen wird in der Akademie der Austro Control durchgeführt und dauert drei Jahre. Es muss ein mehrstufiger Aufnahmeprozess durchlaufen werden, bei dem zu Beginn die grundsätzliche Eignung überprüft wird. Dazu zählen eine rasche Auffassungs- und Kombinationsgabe, Entscheidungsfreudigkeit und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. In Wien Schwechat sitzen die Fluglotsen in ihrem Tower in 109 Meter Höhe.

Flugwetter: Meteorologensache

Auf dem Radarschirm achten sie darauf, dass sich die Flugzeuge niemals zu nahe kommen. „Es ist eine sehr wichtige und anspruchsvolle Position, die die Fluglotsen einnehmen, und die Arbeit verlangt eine hohe Konzentrationsfähigkeit“, sagt Markus Pohanka, Verantwortlicher für externe Kommunikation bei der Austro Control, jener Stelle, die in Österreich für den sicheren Ablauf des Flugverkehrs zuständig ist. Zu den Aufgaben der Austro Control zählt auch der Flugwetterdienst, der die Prognosen für die jeweiligen Flugrouten und für die Flughäfen zur Verfügung stellt. Zur Arbeit im Wetterdienst ist das Studium der Meteorologie erforderlich, das bei der Austro Control durch eine Spezialausbildung ergänzt wird.

Erst wenige Minuten sind seit dem Start vergangen. Während man zufrieden aus dem Fenster sieht, fragt ein Flugbegleiter nach dem gewünschten Getränk. Auch er hat, wie die Passenger Service Agents, nach seiner Bewerbung erfolgreich das Assessmentcenter durchlaufen. Er überzeugte durch sein freundliches Auftreten, die ausgezeichneten Umgangsformen und durch seine Kontaktfreudigkeit. Danach absolvierte er eine mehrwöchige Ausbildung, die je nach Fluglinie zwischen fünf und acht Wochen dauert. In dieser Zeit hat er die Grundlagen der Flugsicherheit kennengelernt und die notwendigen Maßnahmen für den Notfall trainiert. Nach den begleiteten Einweisungsflügen ist er dann voll einsatzbereit. Einige Stunden später, je nach Destination, wird sich das Flugzeug wieder gezielt nach unten bewegen und der Pilot mit dem Fluglotsen des Zielflughafens Kontakt aufnehmen. Die Techniker am Zielort machen sich für die Wartung am Flugzeug bereit. Ebenso die Arbeiter beim Gepäck, die Passanger Agents und – hoffentlich – das ganz private Empfangskomitee.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2011)

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