Gewitterfotos als offenes Archiv

Die Hohe Warte animiert Jugendliche, Fotos von Wetterereignissen zu liefern.

„Wissenschaft beginnt nicht erst auf der Universität, sondern, wenn man 13 oder 14 Jahre alt ist“, sagt Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Er leitet seit zwei Jahren das Sparkling-Science-Projekt „MeteoPics“ (gefördert vom BMWF), bei dem zirka zehn Schulen aus Salzburg, Oberösterreich, Steiermark und Wien dabei sind: Die Schüler schwärmen als Fotografen aus, sobald sich Spannendes am Himmel tut. Der Kern des Projekts ist die Homepage www.meteopics.eu, auf der die Jugendlichen (bzw. alle, die an Wetter und Fotografie interessiert sind) ihre Fotos online stellen. Die Wissenschaftler der Hohen Warte erklären dann, welche meteorologischen Phänomene sich auf den Bildern abspielen.


Hoher Nutzen. „Ende Juni gab es in Salzburg ein Gewitter mit extremen Niederschlagswerten: in einer halben Stunde 50 Millimeter. Das kommt nur alle 20 Jahre vor.“ Der MeteoPics-User Tobias Bauernfeind war vor Ort und schoss beeindruckende Fotos: Der herabfallende Regen vor dem Untersberg sieht fast aus wie ein Atompilz – so gut sah der Schüler das Gewitter. „Das sind Bilder, die wir Wissenschaftler sonst nicht gehabt hätten“, sagt Staudinger. Obwohl das Beobachtungsnetzwerk der ZAMG dicht ist, wäre die nächste Wetterbeobachtungsstation viel weiter weg gewesen. „Über dieses Projekt haben wir nun an unendlich vielen Orten potenzielle Beobachtungspunkte. Der Nutzen für die Forschung ist, dass wir sehr zeitnah und mit hoher räumlicher Dichte gute Bilder der Extremwetterereignisse bekommen. Das macht die von uns gemessenen Werte besser erklärbar.“

Die Schüler selbst motiviert die Anerkennung ihres Fotomaterials, und an den Schulen werden Workshops mit Meteorologen abgehalten, um die Wetterereignisse zu erklären. Das Sparkling-Science-Projekt läuft noch bis Ende September, doch die Homepage bleibt als offenes Archiv bestehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.