Der unveränderte Inhalt der mehr als 250.000 Botschaftsdepeschen wurde veröffentlicht. Informanten fürchten jetzt um ihre Sicherheit. Ihre Namen sind ungeschwärzt herauszulesen.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat nach der schweren Datenpanne um die geheimen US-Depeschen den kompletten Datensatz jetzt selbst online veröffentlicht. Damit sind nun auch die Namen von Informanten der US-Botschaften öffentlich, die teilweise sensible Informationen lieferten. Zuvor hatten die Betreiber per Twitter abstimmen lassen, ob sie die Daten veröffentlichen sollen oder nicht. Bisher waren sie nur über diverse Tauschbörsen auffindbar, aber dennoch genauso öffentlich.
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Ursprünglich hatten Wikileaks-Gründer Julian Assange und seine Medienpartner wie "Der Spiegel" die Identifikation der Informanten unterbinden wollen, indem sie ihre Namen unkenntlich gemacht hatten. Allerdings geriet die verschlüsselte Datei mit den unredigierten Namen in Umlauf. Außerdem veröffentliche der britische Journalist David Leigh in einem Buch über Wikileaks das Passwort zur Entschlüsselung der Botschafts-Telegramme. Er hatte darauf vertraut, dass Assange die Daten bereits gelöscht hatte.
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Die Daten haben große Brisanz. Beobachter stellen sich die Frage, ob Ereignisse wie die Aufstände in Tunesien oder Ägypten überhaupt möglich gewesen wären, hätten die damals aktiven Regimes Zugriff auf die Depeschen gehabt. In ihnen sollen unter anderem Namen von Oppositionellen stehen. Auch die Informanten, die die Daten an Wikileaks gesandt haben, fürchten jetzt um Aufdeckung. Durch digitale Forensik könnte die Herkunft der Dokumente aufgedeckt werden. Generell ist durch den Vorfall das Vertrauen in Aufdeckerplattformen im Internet erschüttert.
(Ag./Red.)