Das Wirtschaftswachstum wird so schlecht ausfallen wie seit Jahren nicht mehr. Die Arbeitslosigkeit wird steigen, die Inflation sinken.
Das österreichische Wirtschaftswachstum wird im nächsten Jahr so schlecht ausfallen wie seit acht Jahren nicht mehr. Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS) erwarten in ihrer am Freitag veröffentlichten Prognose für 2012 nur mehr 0,8 bzw. 1,3 Prozent reales Wirtschaftswachstum.
Die Erwartungen für heuer wurden nicht zurückgenommen. Das Wifo sieht weiterhin einen Zuwachs von 2,9 Prozent, das IHS einen von drei Prozent. Zum Vergleich: Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für heuer mit 3,3 Prozent und für 2012 mit 1,6 Prozent Wachstum.
Vorhersage noch "optimistisch"
Die prognostizierten Wifo/IHS-Zahlen wären mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 (-3,9 Prozent) die schlechtesten Jahreswerte seit 2004, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur um 0,8 Prozent gewachsen war. Dabei steht die Vorhersage eher unter optimistischen Annahmen. Sie gilt für den Fall, dass es keine Staatsbankrotte in der Eurozone gibt, dass der Euro in seiner derzeitigen Form fortbesteht, dass die Zinsen für die Staatsschulden nicht deutlich ansteigen und dass es keinen weiteren Aktienkursverfall gibt.
Nach Meinung der Wirtschaftsforscher wird die Weltwirtschaft 2012 langsamer expandieren als erwartet und dadurch die Exporte in Mitleidenschaft ziehen. Eine Erholung der Investitionskonjunktur, die erst vor kurzem eingesetzt hat, "bricht früh ab", schreibt das Wifo
Höhere Arbeitslosigkeit
Konkret rechnet das Wifo 2012 mit einer höheren Arbeitslosenquote von sieben Prozent. Bisher war man von einem Gleichbleiben auf dem heurigen Niveau (6,6 Prozent) ausgegangen. Das IHS rechnet mit 6,9 Prozent Arbeitslosigkeit nach 6,7 Prozent im heurigen Jahr. Der Arbeitsmarkt habe sich 2011 gut erholt, schreibt das IHS. Weil sich die Beschäftigungsdynamik wegen der Konjunktur verlangsame und das Arbeitskräfteangebot steige, "rechnet das Institut mit einem Anstieg bei den vorgemerkten Arbeitslosen um 7000 Personen".
Dagegen wird wegen der schlechteren Konjunktur ein "deutlicher Dämpfer" für die Inflationsraten gesehen. Während die Verbraucherpreise heuer um 3,1 (3,2) Prozent höher liegen sollen, soll die Inflationsrate laut Wifo und IHS auf 2,1 Prozent absinken. Die Reallöhne werden laut Wifo 2012 netto stagnieren (+0,1 Prozent).
Der Defizitabbau wird nach Meinung des Wifo im nächsten Jahr bei 3,1 Prozent stagnieren. Die deutliche Abschwächung der Wirtschaftsentwicklung wird 2012 die öffentlichen Einnahmen dämpfen und automatisch Mehrausgaben erfordern. Nur unter positiven Grundannahmen (keine Griechenland- und Banken-Pleiten) "können und sollen die von der Bundesregierung unternommenen Konsolidierungsbemühungen wie geplant fortgeführt werden".
(APA)