Was wurde aus ... Ornella Muti?

Ornella Muti Maenner ticken
Ornella Muti Maenner ticken(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Was macht eigentlich... Ornella Muti? Die Antwort gab die Italienerin bei ihrem Wien-Besuch selbst. Im Gespräch mit der "Presse am Sonntag" erzählt sie vom Geist als Feind, Woody Allen und ihrem Theaterdebüt.

Ornella Muti empfängt im „Wohnzimmer“ einer Suite im Grand Hotel. Sie ist als Gast der Pink-Ribbon-Gala in Wien, das Thema ist ihr ein Anliegen: Immer wieder habe sie Krebs in ihrem Umfeld erleben müssen. Die Mimin spricht sanftes Englisch, temperamentvolles Italienisch – und ein paar Brocken Deutsch. Entschieden schiebt sie eine Vase zur Seite: „This stört.“

Wo haben Sie denn Ihr Deutsch her?

Ornella Muti: Von meiner Mutter, sie ist Russin und mit ihrer Familie nach Deutschland geflohen. Ich bin in Italien in eine deutsche Schule gegangen.

Sie sind wegen der Pink Ribbon Night hier. Wann haben Sie selbst begonnen, sich um Ihre Gesundheit zu kümmern?

Ich hatte ein Problem mit meiner Hüfte, habe Gymnastik gemacht und wohl immer ein gewisses Bewusstsein. Aber wir leben so hektisch... Stress ist ein gefährlicher Faktor. Jeder von uns macht natürlich ein paar falsche Sachen.

Was sind denn Ihre Laster?

Jeden Tag ein paar Zigaretten.

Und der Stress, von dem Sie sprechen?

Da meditiere ich, jeden Tag. Wenn man meditiert, legt man seinen Geist schlafen. Ich glaube, dass unser Geist unser größter Feind ist. Deshalb muss man sich manchmal einfach abstellen. Es ist eine Art der Reinigung, als ob man eine Dusche für seine Gedanken nimmt.

Wann haben Sie damit begonnen?

Meine Tochter hat begonnen. Sie war auf der Suche nach etwas. Dann hat sie zu meditieren angefangen und sich so verändert – ihr Aussehen, ihr Strahlen, ihre ganze Art. Also habe ich es mit ihr probiert. Es ist schön, etwas mit seinen Kindern zu machen – auch wenn meine Kinder keine Kinder mehr sind.

Ihre Tochter Naike arbeitet auch im Showbusiness. Haben Sie ihr einen Rat gegeben?

Ich gebe Ratschläge, wenn man darum bittet oder wenn ich sehe, dass meine Kinder in eine falsche Richtung gehen. Sie mögen es nicht. Ich versuche trotzdem, immer da zu sein, wie ein Beiboot. Das sollte die Familie sein: Wenn das Boot kaputt ist, bist du da. Wenn es eine Pause braucht, auch.

Sie haben gerade mit Woody Allen gedreht. Können Sie schildern, worum es da ging?

Absolut nicht. Das ist gesetzlich verboten (lacht)! Es ist eine Komödie, aber sie machen ein großes Geheimnis darum. Aber ich darf sagen, dass es eine wundervolle Erfahrung war. Ich wollte immer schon mit Woody Allen arbeiten. Auch wenn meine Rolle klein war – er hat eine ganze Menge italienischer Schauspieler engagiert –, war es ein Vergnügen. Er ist so süß und behutsam und ruhig. Man fühlt sich sehr sicher.

Wie viel arbeiten Sie eigentlich noch?

Viel. Gerade habe ich ein Jahr Theater gespielt. Das Stück hieß „Der Jude“, wir haben es in ganz Italien gespielt, auch an winzigen Orten. Es geht um die italienischen Rassengesetze. Viele Juden mussten ihren Besitz jemandem übergeben, dem sie vertrauen konnten. Sie gaben alles ihren Dienstmädchen und haben ausgemacht, dass sie es wieder bekommen würden. Nur ist fast niemand zurückgekommen. Ich spiele ein Dienstmädchen, das glaubt, der Jude sei zurück. Eine sehr gemeine Person.

Mögen Sie solche Rollen?

Es ist schön, sich selbst aufs Spiel zu setzen. Ich hatte noch nie Theater gespielt; viele Leute kamen nur, um mich hinzurichten. Aber Rollen, bei denen man das Gefühl hat, dass man an ihnen arbeiten muss, geben einem ein Kribbeln.

Was kommt als Nächstes?

Zwei italienische Kinofilme – und ein Film, den ich gern produzieren möchte.

Also noch ein „erstes Mal“?

Ja, es wird eine Komödie über Männer und Frauen. Mit dem Älterwerden verstehe ich, dass wir alle verrückt sind. Wir erwarten von Männern Dinge, die Frauen tun. Wir sind stur, weil wir wollen, dass Männer so funktionieren, wie unser Gehirn es vorsieht. Aber Männer denken anders. Es macht nichts, wenn sie etwas nicht tun, von dem wir gern hätten, dass sie es tun. Das heißt nicht, dass sie uns nicht lieben.

Wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gelangt?

Mit meinem neuen Freund. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit jemandem einen starken Dialog führe. Natürlich streiten wir auch, aber wir wissen trotzdem immer, was in der Beziehung wirklich wichtig ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2011)

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