Steinhofgründe: Wie sich die Politik davon verabschiedet, die Stadt zu gestalten.
Und wieder soll das Welterbe herhalten: Die Wiener VP wünscht sich, die Steinhofgründe in die Unesco-Liste aufnehmen zu lassen, um zukünftige Bauprojekte dort einzuschränken. Die Folge wäre, dass jede Maßnahme in dem Areal – und, Stichwort „Sichtachse“, wohl im ganzen Westen Wiens – vom Beratungsgremium Icomos abgesegnet werden muss. Bei Projekten im Welterbe-Schutzbereich resultiert daraus regelmäßig ein Hin und Her zwischen Experten, Behörden und Bauherren.
Stadt- und Raumplanung bedeuten aber ohnehin immer einen Kompromiss zwischen den Interessen von Baulöwen und Landschaftsschützern, von Liebhabern moderner und klassischer Architektur. Ein Ausgleich, der in Wien in Form von Flächenwidmungsplan und Bauordnung dem gewählten Gemeinderat obliegt, und dieser hat die Pläne für die Steinhofgründe 2008 autorisiert – auch mit Stimmen der ÖVP. Dass dieselbe Partei jetzt abermals ein Expertengremium ohne demokratische Kontrolle vorschalten will, ist ein weiteres Armutszeugnis – für eine Politik, die sich selbst nicht (mehr) den Mut zur Gestaltung zutraut.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2011)