Nokias neue Windows Phones: Die letzte Hoffnung?

FILE -- In this Feb. 11, 2008 file picture, general manager of the Nokia factory in Romania, John Gue
FILE -- In this Feb. 11, 2008 file picture, general manager of the Nokia factory in Romania, John GueAP (Vadim Ghirda)
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Morgen sollen die neuen Smartphones der Finnen präsentiert werden. Für den Hersteller steht alles auf dem Spiel. Derzeit können sowohl Nokia als auch Microsoft nur gewinnen.

Das Smartphone-Geschäft sieht schlecht aus für den traditionsreichen Hersteller Nokia. Allein im letzten Quartal verkauften die Finnen um 39 Prozent weniger Smartphones als im selben Zeitraum Zeit 2010. Das ist auch nicht unbedingt verwunderlich, warten doch alle noch verbliebenen Fans des Unternehmens darauf, was Nokia am 26. Oktober in London vorstellen wird. Dass es zumindest ein Flaggschiff-Smartphone mit Microsofts Handy-Software Windows Phone 7.5 "Mango" sein wird, gilt als gesichert. Berichten zufolge könnten aber noch weitere Geräte für Mittwoch in der Pipeline sein. DiePresse.com wird auf jeden Fall vor Ort sein und berichten.

Strategiewechsel

Für Nokia steht viel auf dem Spiel. Als Firmenchef Stephen Elop im Februar die neue Strategie, die voll auf Microsoft setzt, angekündigt hatte, ging ein Raunen durch die Branche. "Sie haben das Unternehmen auf Microsoft gewettet", sagte Windows-Phone-Spartenchef Andy Lees kürzlich. Bis zum Jahreswechsel hatte Nokia voll auf Symbian gesetzt. Dieses System wurde inzwischen an Accenture ausgelagert. Der Hoffnungsträger des Vorjahres, das gemeinsam mit Intel vorgestellte MeeGo, brachte mit dem N9 zwar ein Gerät hervor. Trotz Nokias Zusicherung, die Software bis 2015 zu unterstützen, ist die Zukunft des Betriebssystem mehr als ungewiss. In diversen Tests konnte sich das N9 aber durchaus mit der Konkurrenz messen.

Die Hardware des N9 dürfte auch für mindestens eines der Windows Phones genutzt werden. Bisher geisterten Bilder eines "Sea Crest" getauften Prototypen durch diverse Blogs und Foren, der stark dem MeeGo-Gerät ähnelte. Und ein angebliches Nokia-Inserat bewarb ein solches Gerät mit dem Titel Nokia 800. Dessen Echtheit ist aber bisher nicht bestätigt. Aufgrund Nokias aktueller Nomenklatur könnte es sich aber tatsächlich um ein Gerät mit diesem Namen handeln.

Hardware-Vorteile

Ob es Nokia schafft, mit seinen Windows Phones die Massen anzusprechen, müssen die nächsten Monate zeigen. Das N9 war zumindest ein Beweis dafür, dass Nokia das Hardware-Bauen nicht verlernt hat. In Sachen Verarbeitungsqualität und Materialanmutung können sich anderer Hersteller hier noch eine Scheiben abschneiden. Spannend bleibt die Frage, wie Nokia es schaffen wird, sich vom Rest der Windows-Phone-Hersteller zu differenzieren. HTC und Samsung haben bereits Geräte auf dem Markt, die mit Zusatzfunktionen und speziell nur für ihre Modelle verfügbare Apps zu punkten versuchen.

Bei Nokia gibt es eine Anwendung, die schon bisher das Alleinstellungsmerkmal seiner Mobiltelefone war. Dank des Navteq-Zukaufs verfügen die Finnen über eine gute Navigationslösung, die sie ihren Kunden kostenlos zur Verfügung stellen. Wer sich also Geld für ein separates Navi oder eine der gängigen Apps, die um die 60 Euro kosten, sparen will, könnte bei Nokia fündig werden. Wie die Implementation der Navigation aber unter Windows Phone aussieht, ist noch unklar.

Aufholjagd notwendig

Die Software wird auf der neuesten Microsoft-Version mit Codenamen "Mango" basieren. Durch zahlreiche Verbesserungen hat das Betriebssystemin dieser Fassung einige positive Kritiken einheimsen können. Ob das aber genug sein wird, um der wachsenden Flut an Android-Geräten und Apples iPhone-Übermacht etwas entgegensetzen zu können, muss sich erst zeigen. Die App-Entwickler dürften so denken. Der Marketplace für Windows Phone ist der am schnellsten wachsende App Store auf dem Mobilmarkt. Jetzt müsste nur noch Windows Phone wachsen. Derzeit liegen seine Marktanteile in geringen Prozentbereichen. Vielleicht könnte Nokia daran etwas ändern. Aufgrund dessen aktuellen Verkaufszahlen gibt es derzeit aber starke Zweifel.

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