Mary McDowell im DiePresse.com-Interview über die neue Strategie "Teilen und Herrschen", die Konkurrenz und warum Nokia seine Kunden nicht mehr über Technik locken will.
Nokia hat auf seiner Hausmesse Nokia World zwei neue Smartphones, das Lumia 800 und das Lumia 710 vorgestellt. Die Geräte mit Microsofts Handy-Software Windows Phone sollen den aktuellen Abwärtstrend stoppen. DiePresse.com traf sich in London gemeinsam mit anderen internationalen Medienvertretern mit Handy-Spartenchefin Mary McDowell zum Gespräch.
DiePresse.com: Die Margen auf Handys sinken, auch bei Smartphones. Wie wollen Sie langfristig Geld verdienen, wenn Sie keine Handys mehr gewinnbringend verkaufen können?
Mary McDowell: Wenn man sich den Bereich der normalen Handys anschaut, haben wir derzeit durchschnittliche Verkaufspreise von 32 Euro, die aber zehn Prozent des operativen Gewinns generieren. Ich denke, das ist eine klare Demonstration, dass man mit großen Stückzahlen eine Menge Wert schöpfen kann, selbst bei niedrigsten Preisniveaus.
Die Umsätze Ihrer Handysparte sind aber im Vergleich zum Vorjahresquartal gefallen.
Sie erhöhen sich aber langsam wieder und wir sind froh über diese Entwicklung. Wir denken da an die Zukunft und da steckt noch viel Profitpotenzial drin.
Sind Sie nervös wegen des Starts der neuen Produkte? Bisher lag es allein in der Hand Ihrer Entwickler, die neuen Smartphones zu bauen. Nun hängt es von den Kunden ab, ob sie erfolgreich werden.
Nun sind sie also da, Nokias neue Windows Phones. Die Geräte hören auf den Namen Lumia 710 (links im Bild) und Lumia 800. Mit den neuen Modellen hofft Nokia, wieder etwas Licht ins finnische Dunkel zu bringen.Text und Bilder: Daniel Breuss (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Star der Show war das neue Flaggschiff Lumia 800. Bisher war das Gerät unter dem Namen "Nokia 800" durch diverse Gerüchteküchen gegeistert. Der neue Markenname "Lumia" tauchte erst ein paar Stunden vor der Präsentation in den einschlägigen Blogs auf. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wer das Gerät in die Hand nimmt und jetzt "N9" denkt, liegt richtig. Das Lumia 800 basiert auf demselben Grundgerüst wie Nokias MeeGo-Eintagsfliege. Allerdings wurde der Bildschirm verkleinert (von 3,9 auf 3,7 Zoll), um Platz für die Windows-Phone-Bedienelemente zu machen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das ist aber nicht unbedingt schlecht. Das Gehäuse liegt nach wie vor gut in der Hand und wirkt stabil und wertig. Während andere Hersteller Aluminium einsetzen, nutzt Nokia Kunststoff. Dennoch könnten sich etliche Konkurrenten etwas von der Materialanmutung abschauen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
An der Kopfseite des Geräts befindet sich der einzige direkt zugängliche Anschluss, eine 3,5-mm-Klinke. Daneben verbergen sich hinter einer Klappe der Micro-USB-Port und der Micro-SIM-Schacht. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wie schon das N9 ist das Lumia 800 in drei Farben erhältlich: Magenta (also Rosa), Schwarz und Cyan (also Blau). (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Beim Betriebssystem gibt es keine große Überraschung. Wie erwartet läuft die neueste Version von Windows Phone, genannt "Mango", darauf. Sie lässt sich butterweich steuern, was auch dem 1,4-Gigahertz-Prozessor des Lumia 800 geschuldet ist. Dieser besitzt aber nur einen Rechenkern, im Gegensatz zu vielen Konkurrenz-Flaggschiffen. Zwei Kerne würden aber den Akku zu stark belasten, behauptet Windows-Phone-Design-Chef Joe Belfiore. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Nokia will sich durch drei Elemente von der Windows-Phone-Konkurrenz abgrenzen. Eine davon, eine exklusive Sport-Anwendung in Partnerschaft mit ESPN, stand noch nicht zur Verfügung. Zum Ausprobieren gab es dafür aber die kostenlose Offline-Navigationslösung "Drive". Sie bietet sprachunterstützte Streckenführung für zahlreiche Länder. Die Karten können kostenlos auf das Gerät heruntergeladen werden. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Möchte man sich nicht von einer deutschen Stimme lotsen lassen, stehen auch noch eine Reihe von anderssprachigen Alternativen zum Download bereit. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Nokia Drive basiert auf Nokia Maps, das ebenfalls Einzug in das Windows-System gefunden hat. In Zukunft sollen von der zugrunde liegenden Technologie auch andere Windows-Phone-Hersteller profitieren. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Ein zweites Merkmal, um sich von der Konkurrenz abzuheben ist die hauseigene Musikanwendung. Neben klassischen Nutzungsmethoden, wie Playlists erstellen und geladene Musik abspielen, wird es auch noch eine Möglichkeit geben, neue Musik zu entdecken. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die "Mix Radio" genannte Funktion sammelt thematische Musikmixes, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Nutzer können diese von Nokia verwalteten Playlists auch offline verfügbar machen, um sie etwa auf einer längeren Reise hören zu können. Für den Dienst hat Nokia zahlreiche Partnerschaften mit den großen Plattenlabels geschlossen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Bei der Präsentation des Geräts wollte Nokia "nicht mit Technik-Kauderwelsch langweilen". Ein paar Fakten dennoch zur Kamera des Lumia 800: Sie bietet im Format 4:3 eine Auflösung von 8 Megapixel. Nutzt man das Bildschirmfüllende 16:9-Format, sind es nur noch 7 Megapixel. Die Linse mit Carl-Zeiss-Gütesiegel bietet mit einer Offenblende von F2.2 eine gute Lichtstärke. Sonst gibt es aber keinerlei Anpassungen an Microsofts Kamerafunktion in Windows Phone. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Microsoft-Manager Joe Belfiore lobte Nokias Umsetzung des Touchscreen-Treibers. In der Tat reagiert das Lumia 800 extrem flott auf Eingaben. Aufgrund des schlanken Formfaktors fallen die Tasten aber etwas schmäler aus als bei der Konkurrenz. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das Lumia 800 bietet hier ebenfalls Standardkost. Der mobile Internet Explorer 9 braucht sich vor der Konkurrenz nicht verstecken und baut Seiten zügig auf. Hierfür wird auch Grafikbeschleunigung genutzt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Drückt man länger auf den "Zurück"-Knopf, erscheint diese Übersicht. Sie zeigt Vorschaubilder auf die geöffneten Apps an und ermöglicht es, rasch zwischen den Programmen hin und her zu springen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Was wäre ein neues Handy ohne Schutzhüllen? Nokia führte auf seiner Hausmesse gleich ein ganzes Arsenal an Abdeckungen vor. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Besser geeignet für kleinere Geldbeutel ist das zweite Gerät, das Nokia vorgestellt hat. Es ist höher und breiter als das 800er-Modell, allerdings eine Spur leichter. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Mit 12,5 Millimetern Dicke gewinnt das Lumia 710 keinen Schlankheitswettbewerb. Die Materialanmutung ist auch weit nicht so gelungen wie beim Topmodell. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die Kamera wurde ebenfalls etwas sparsamer gestaltet. 5 Megapixel dürfen es hier sein. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wer möchte, kann seine Handy-Rückseite den Farben der Live Tiles auf dem Startbildschirm von Windows Phone anpassen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Von den Innereien her ähneln sich die Geräte stark. So verfügen beide über denselben 1,4-GHz-Prozessor. Auch die Displaygröße ist mit 3,7 Zoll ident. Allerdings bietet das Lumia 800 einen AMOLED-Bildschirm, das 710 nicht. Das macht sich im Direktvergleich an den blasseren Farben bemerkbar. Auch beim Speicherplatz bietet das Lumia 800 mit 16 Gigabyte doppelt so viel wie das kleinere Schwestermodell. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Nokia hat in der Vergangenheit zahlreiche Verrenkungen gemacht. Mit Windows Phone dürfte der Hersteller nun seinen Weg gefunden haben. Zumindest für die nächste Zeit. Der Erfolg hängt auch von der Unterstützung der Netzbetreiber ab. Hier hat Nokia-Chef Stephen Elop aber die "größte Marketing-Kampagne der Firmengeschichte" angekündigt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Preislich soll sich das Lumia 800 bei 420 Euro einpendeln, das Lumia 710 bei 270 Euro. In Österreich werden beide Geräte voraussichtlich ab Jänner im Handel sein. Technische Daten Lumia 800 Technische Daten Lumia 710 (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das Lumia 800 und Lumia 710 ausprobiert
Jedes Mal, wenn man ein neues Produkt auf den Markt wirft, hat man Schmetterlinge im Bauch. Was uns zuversichtlich macht, sind die positiven Rückmeldungen der Netzbetreiber. Wir stecken auch eine Menge Geld ins Marketing.
Bei uns in Österreich ist der Markt hart umkämpft. Man erhält Geräte wie das iPhone 4S mit Vertragsbindung ab null Euro. Was bieten Sie den Betreibern, damit sie Ihre Geräte ins Portfolio aufnehmen?
Wir sind vermutlich einer der freundlichsten Partner, da wir den Mehrwert anerkennen, den der Betreiber den Kunden bietet. Wir haben nicht nur ein Gerät, sondern eine ganze Reihe an verschieden gepreisten Smartphones. Und es gibt gute Zusammenarbeit, was spezielle Apps und Inhalte betrifft.
Wen sehen Sie derzeit als ihren größten Konkurrenten unter den Herstellern an?
Das kommt auf die Preiskategorie an. Wenn man alle zusammen betrachtet, hat Samsung vermutlich das größte Portfolio. Und je nach Land gibt es noch lokale Hersteller. Aber mit dem Start unserer Dual-SIM-Geräte haben wir gesehen, dass wir diese verdrängen können.
Wo denken Sie, liegt die größte Schwachstelle der Konkurrenz und wie würden Sie diese ausnutzen wollen?
Wir entwickeln Handys nicht, indem wir die Schwächen der Konkurrenz betrachten. Wir konzentrieren uns darauf, was die Kundenwünsche sind. Das ist eine der großen Umstellungen, die im letzten Jahr passiert sind. Es ging früher um Kosten und Größe. Und wir sind sehr effizient und haben ein breites Vertriebsnetzwerk. Aber was junge Kunden verlangen ist Innovation. Daher investieren wir hier mehr in Forschung und Entwicklung, um neue Funktionen und Fähigkeiten zu ermöglichen.
Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Microsoft teilen Sie auch Technologien. Ihr Kartendienst Nokia Maps soll zum Beispiel ein fixer Teil von Windows Phone werden.
Es wird ein Teil von zukünftigen Versionen von Windows Phone werden, der für alle verfügbar sein wird, die das System von Microsoft erwerben. Es wird vielleicht Bing Maps heißen, aber die zugrunde liegende Technologie wird von Nokia kommen. Das wird auch die Offline-Streckenführung für Autofahrten beinhalten.
Sie teilen also in gewisser Weise Ihre Technologien mit Ihren Konkurrenten.
Exakt. Wir sind von Microsoft beim Betriebssystem abhängig, sie hängen von unseren Kartendiensten ab. Die Idee ist, dass wir das Windows-Ökosystem groß machen. Der Kuchen soll aufquellen und dann wollen wir ein großes Stück davon ergattern.
Ist es nicht ein wenig unfair, dass Sie Ihre Konkurrenten dazu verwenden, um das Ökosystem wachsen zu lassen, um danach so viel wie möglich davon wegzuschnappen?
Mary McDowell, Executive Vice President of Mobile Phones, Nokia(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Ich denke, es wird ein fairer Kampf, weil alle zum selben Code von Microsoft Zugang haben. Dann hängt es davon ab, diesen in interessante Geräte umzuwandeln. Sie können es auch von der anderen Seite sehen. Die Konkurrenten werden Zugang zu interessanten Technologien von Nokia erhalten.
Bleiben wir beim Ökosystem. Ihr CEO Stephen Elop hat im Februar den "Krieg der Ökosysteme" ausgerufen. Wer ist die größere Bedrohung derzeit: Apple oder Google?
Das ist schwer zu sagen, da es von Land zu Land variiert. In den USA scheint Apple unheimlich stark zu sein. Aber es gibt Teile in Europa, wo Android erfolgreicher ist. Wir müssen auf beide aufpassen.
Apple ist auch erfolgreich im Tablet-Geschäft. Gibt es da von Nokia etwas Neues?
Nein.
Das war eine schnelle Antwort.
Es ist denkbar, dass, wenn man Handys baut, Tablets eine logische Erweiterung sind. Wenn man sich den Markt anschaut, besteht der aus dem iPad und alle anderen versuchen es halt. Wenn man in diesen Markt eintreten will, muss man schon etwas Besonderes haben. Wir halten da unser Pulver trocken.
Das würde aber implizieren, dass Sie bereits Pulver haben...
[Lacht] Vielleicht habe ich die falsche Formulierung gewählt.
Der US-Markt ist für Handyhersteller enorm wichtig. Nokia war bisher, wenn man ehrlich ist, dort nicht allzu präsent. Wie wollen Sie das ändern?
Wir werden mit unseren Lumia-Windows-Phones 2012 in die USA gehen, gemeinsam mit intensivem Marketing und starker Netzbetreiber-Unterstützung.
Der neue Dienst Mix Radio wird kostenlos angeboten. Wie erhalten Sie dann Geld aus diesem Geschäft? Schließlich zahlen Sie Lizenzen an die Plattenlabels.
Die Idee ist, dass der Dienst ein Kaufanreiz für unsere Geräte ist. Das haben wir schon bei unseren "Comes with music"-Geräten vor ein paar Jahren so gemacht.
Ihr ehemaliger CTO Rich Green hat mir beim Mobile World Congress im Februar erklärt, dass Akkulaufzeit eines der wichtigsten Dinge wäre, die verbessert gehören. Davon merkt man aber gerade bei Smartphones derzeit nicht so viel.
Es bedarf weiterer Verbesserungen in der Software, um den Stromverbrauch zu verbessern, und auch Neuerungen in der Batterietechnik. Einen Quantensprung gibt es derzeit aber leider nicht, das ist ein branchenweites Problem.
Inzwischen bekommen selbst die günstigeren Handymodelle Funktionen, die bisher Smartphones vorbehalten waren. Wachsen die Kategorien zusammen?
Was wir beobachten ist, dass Kunden unabhängig davon, wieviel Geld sie haben, gewisse Elemente eines modernen Mobilfunkerlebnisses haben wollen. Das kann Touch oder Apps oder Internet sein. Die technische Definition von Smartphones ist ohnehin ziemlich obskur.
Reden wir ein bisschen über die Botschaft Nokias an seine Kunden. Früher war Ihr Unternehmen sehr technikorientiert und legte Wert darauf, aufzulisten, welche Leistungsdaten neue Geräte haben. Jetzt wurde bei der Vorstellung der neuen Geräte von "Technik-Kauderwelsch" gesprochen, das man den Kunden ersparen wolle.
Der finnische Handyproduzent Nokia zeigte anlässlich seiner Hausmesse Nokia World in London auch ein ungewöhnliches Konzept für zukünftige Mobiltelefone. Die Steuerung des Geräts erfolgt, indem man es als Ganzes biegt und verdreht.Text und Bilder: Daniel Breuss (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wölbt man den Bildschirm zu sich, öffnet sich der gewählte Menüpunkt, oder ein geöffnetes Bild wird vergrößert. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Drückt man den Bildschirm von sich weg, zoomt das Gerät hinaus oder geht eine Ebene höher in der Menüführung. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Auf dem Vorführgerät, das lediglich eine Machbarkeitsstudie darstellt, lief neben Fotos nur noch eine Musikanwendung. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das Gehäuse ist sehr flach und flexibel gestaltet, um die Belastungen durch die kinetische Steuerung aushalten zu können. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das Display selbst wird nicht von Nokia gefertigt. Der Hersteller hat es nur eingekauft, um mögliche zukünftige Steuermethoden zu demonstrieren. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wenn man den flexiblen Bildschirm verdreht, steuert man hinauf oder hinunter. Damit wechselt man durch Menüpunkte oder stellt die Lautstärke bei der Musikanwendung ein. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Weiter: Bilder des flexiblen Displays. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Flexibles Handy-Display von Nokia
Aus Entwicklersicht arbeiten wir weiter stark an diesen technischen Dingen, aber das Marketing wird sich viel mehr auf das Benutzererlebnis konzentrieren. In der neuen Werbung gibt es kein Gigahertz- oder Gigabyte-Blabla mehr.
Das Betriebssystem ihrer neuen Geräte ist ziemlich Standard. Interessanterweise hat Microsofts Windows-Phone-Chef Andy Lees kürzlich gesagt, Nokia hätte mehr Freiheiten, was die Einschränkungen bei Hard- und Software betrifft, als andere Hersteller. Haben Sie für spätere Modelle vor, die Oberfläche neu zu gestalten, um sie noch stärker als Nokia-Produkt erkennbar zu machen?
Wenn man mit Microsoft-Code herumpfuscht, riskiert man, zu spät auf den Markt zu kommen. Unsere Absicht ist, auf unverändertem Microsoft-Code aufzubauen und wenn möglich neue Funktionen hinzuzufügen, etwa ein besseres Kameraerlebnis. Aber die Grundlagen würden wir nicht ändern.
Stichwort "zu spät auf den Markt kommen": Nokias Produktentwicklungszyklus wurde ja von 18 auf 12 Monate heruntergesetzt.
Die Lumia-Serie wurde in nur acht Monaten entwickelt. Offensichtlich konnten wir aber auf die Arbeit, die beim N9 schon geleistet wurde, aufbauen.
Wie viele Überstunden haben Sie aufgeschrieben?
Mit dem Nokia N9 ist das erste Smartphone mit MeeGo-Betriebssystem erschienen - und vermutlich auch das letzte. Hätte das N9 überhaupt das Potenzial, Nokias Zukunft zu verändern? DiePresse.com hat das Smartphone ausführlich getestet, um genau das herauszufinden.Zum vollständigen Testbericht >>>Text und Bilder: Daniel Breuss (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wer sich über den Nagellack wundert: Nokia schickte zusammen mit dem Testgerät auch drei Fläschchen mit Nagellack, passend zu den verfügbaren Gerätefarben des N9: Magenta, Cyan und Schwarz. In der Redaktion werden erstere aber eher "Rosa" und "Blau" genannt. Wie von unseren Facebook-Fans gewünscht, wurde auch der Nagellack getestet. Mangels Qualifikation können wir aber kein brauchbares Urteil abgeben. Humorfreie Leser bitten wir, uns diesen kleinen Spaß nachzusehen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Zurück zum Handy. Es schaut trotz seiner Schlichtheit wirklich gut aus und fühlt sich hochwertig an. Gegen den Branchentrend nutzt Nokia nicht Aluminium, sondern einen "Polycarbonat" getauften Kunststoff für das Gehäuse. Bei Materialanmutung und Verarbeitungsqualität können sich andere Hersteller noch einiges abschauen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Bei den Anschlüssen gibt sich das N9 mager. Lediglich eine Kopfhörerbuchse und ein Micro-USB-Anschluss sind verfügbar. Letzterer auch nur, wenn man eine Klappe am oberen Ende des Geräts öffnet. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
An der rechten Seite gibt es die einzigen drei Tasten: Einschalten, lauter, leise. Das war es. Leider fällt die Lautstärkewippe recht klein aus, im Betrieb kann man "lauter" und "leiser" leicht verwechseln. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Einmal eingeschaltet, zeigt das N9 immer die Uhrzeit an, selbst im Standby. Auch eingegangene E-Mails, Nachrichten oder verpasste Anrufe sind auf einen Blick sichtbar. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Aufgeweckt wird das Gerät wahlweise über den seitlichen Einschaltknopf oder indem man den Bildschirm doppelt antippt. Dank "Clear Black" AMOLED-Technik strahlen die 854 x 480 Pixel in leuchtenden, kräftigen, ganz leicht übersättigten Farben. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Hereinkommende Nachrichten, sei es per E-Mail, SMS, Skype oder Facebook, werden direkt auf dem Sperrbildschirm angezeigt. Zieht man eine dieser Benachrichtungen zur Seite, öffnet sich direkt das relevante Programm dafür. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die E-Mail-Anwendung ist klar und Übersichtlich. Auch hier dominiert die Gestensteuerung. Per Wischer kann man gerade geöffnete Nachrichten durchblättern. Hier ist aber Vorsicht geboten, damit man nicht zu weit am Rand mit der Fingergeste beginnt. Ansonsten schließt sich die App wieder zum Ärger des Benutzers. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wischt man den Sperrbildschirm oder eine gerade geöffnete Anwendung zur Seite, landet man im Startbildschirm mit allen installierten Apps. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Aufgrund der stiefmütterlichen Unterstützung, die MeeGo erfährt, ist das App-Angebot im Nokia Store recht mager. Einige wichtige Anwendungen sind aber bereits vorinstalliert. Neben Twitter und Facebook gibt es Unterstützung für Skype, sowie eine Notizanwendung. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wischt man Vom Startbildschirm nach links, öffnet sich die Ansicht für Nachrichten-Feeds, Benachrichtigungen und das aktuelle Wetter. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die diversen Benutzerkonten für Facebook, Twitter, Skype, E-Mail und weitere Dienste lassen sich bequem über eine zentrale Einstellungsmaske verwalten. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Unter "Mitteilungen" verwaltet das N9 alle hereinkommenden Nachrichten, egal ob SMS, Skype oder Facebook. Eine praktische Funktion, die es aber in ähnlicher Form auch bei Microsofts Windows Phone 7.5 "Mango" gibt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Tippen klappt zwar ganz gut, aber nicht so reibungslos wie auf anderen Geräten. Dafür sind die Umlaute bereits als eigene Schaltflächen eingefügt und müssen nicht erst über langes Drücken von A, O oder U aufgerufen werden. Die Rechtschreibkorrektur ist leider nur ein vernachlässigbarer Aufsatz. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Wischt man vom Startbildschirm aus nach rechts, erscheint die Multitasking-Ansicht mit je vier gleichzeitig sichtbaren Vorschaubildern. Diese zeigen nicht nur statische Bilder dar, sondern Live-Ansichten. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Interessant für den Alltag ist die Navigationsfunktion. "Karten" ist Nokias Pendant zu Google Maps und hilft dem Nutzer, die Orientierung zu finden. Eine Fußgänger-Navigation ist inkludiert. Startet man die separate Navigations-App, kann man das N9 auch als Auto-Navi einsetzen. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die Kalender-Anwendung gibt sich schlicht, aber übersichtlich. Leider fehlt eine Wochenansicht. Neben der Monats- und Tages-Ansicht gibt es nur noch eine Liste aller Termine. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Recht kreativ hat Nokia beim N9 die Art und Weise gelöst, wie man die Uhrzeit einstellt. Zwei konzentrische Kreise simulieren Minuten und Stunden. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Die Kamera bietet auf dem Papier eine Auflösung von 8 Megapixel. Diese stehen aber nur dann zur Verfügung, wenn man im Format 4:3 fotografiert. Will man das klassische Foto-Format 3:2 oder das bildschirmfüllende 16:9 nutzen, reduziert sich die Auflösung auf 7 Megapixel. Die Qualität ist durchwegs in Ordnung, kann aber nicht ganz mit der Kamera des Vorjahresmodells N8 mithalten. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Der mitgelieferte Browser funktioniert brauchbar, allerdings ohne Flash und ohne Tabs. Häufig besuchte Websites werden in der Startansicht mit vergrößerter Schrift dargestellt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Statt Tabs wird jede neu geöffnete Seite als eigenes Fenster in der Multitasking-Ansicht dargestellt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Der Nokia Store ist zwar gefüllt, allerdings nicht unbedingt bis zum Bersten voll. Zahlreiche Branchengrößen, wie etwa die Produktivitäts-Tools "Evernote" und "Dropbox" fehlen etwa. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, dass man nicht allzu viele Apps installieren kann. Beim Speicherplatz knausert das N9 nämlich etwas. Nokia preist das N9 in seiner Basisversion als Smartphone mit 16 Gigabyte an. Davon sind aber 4,2 GB für Apps reserviert und 2,1 GB für Programmdaten. Bleiben also noch 9,5 GB an Speicherplatz, den das N9 seinem Nutzer gewährt. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Liebe zum Detail haben die Designer beim Ladegerät bewiesen. Einmal eingesteckt, schließt was fast nahtlos mit handelsüblichen Steckdosen ab und wirkt mehr wie ein Drehschalter. Zieht man das USB-Ladekabel vom Gerät ab, weist das Handy seinen Besitzer darauf hin, doch das Ladegerät auch auszustecken, um Strom zu sparen. Eine liebenswürdige Geste. (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das Nokia N9 bietet ein erfrischendes Bedienkonzept gepaart mit solider und ansehnlicher Hardware. Aufgrund des mageren App-Angebots und diverser Ungereimtheiten im System kann das Smartphone aber nicht uneingeschränkt empfohlen werden.Zum ausführlichen Fazit >>> (c) Presse Digital (Daniel Breuss)
Das erste und letzte seiner Art
Eine Menge. Es war kein Scherz, als Colin [Nokia Verkaufschef Colin Giles, Anm.] bei der Präsentation von E-Mails um fünf Uhr früh geredet hat.
Die Konkurrenz hat ja einen regelrecht megalomanischen Ansatz, wenn es um Touchscreen-Displays geht. HTC hat ein Gerät mit 4,7-Zoll-Bildschirm, Samsung ein Modell mit 4,65 Zoll. Haben Sie die Größe bei Ihren Geräten absichtlich kleiner gehalten oder ging es technologisch nicht besser?
Ich glaube, man muss eine Balance zwischen der größtmöglichen Bildschirmfläche und dem Komfort, wenn es in der Hand liegt, finden. Das ist für Frauenhände eine noch größere Herausforderung.
Eine persönliche Frage: Was ist Ihr typisches Nutzungsverhalten bei einem Smartphone?
Ich liebe Hardwaretastaturen und nutze mein Telefon für E-Mail, Facebook, Twitter, Maps und meinen Yahoo-Account. Ich wechsle aber viel zwischen Geräten.
Wir reden ständig über Internetdienste. Vom Telefonieren spricht kaum noch ein Hersteller. Wird es in ein paar Jahren soweit sein, dass Sie oder ein Konkurrent nur noch Handys mit reiner Datenverbindung herausbringen?
Das ist auch eine Generationensache. Ältere Menschen nutzen Telefonie deutlich häufiger. Und in den Wachstumsmärkten ist Sprachtelefonie nach wie vor wohlauf.
Ich muss zugeben, ich bin etwas verwirrt von Nokias Produktbezeichnungen...
Da sind Sie nicht der einzige!
Zuerst gab es Nummern, dann Buchstaben und Nummern, dann dreistellige Nummern und jetzt gibt es auf einmal Markennamen wie Lumia und Asha samt Nummern. Wird das nächstes Jahr wieder ganz anders sein, oder haben Sie sich endlich auf eine Marke festgelegt?
Das hat etwas mit Ihrer früheren Frage bezüglich Technologiezentriertheit gegenüber Kundenzentriertheit zu tun. Wir glauben, ein Name gibt den Produkten ein etwas menschlicheres Gefühl. Die Nummern sind immer noch relevant, was die Hierarchie anbelangt. Aber der Name gibt dem Ganzen ein bisschen den Sinn einer Familie. Unsere Absicht ist es, bei diesem Schema zu bleiben.
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