Mobilfunker Orange wird chinesisch

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Mit der Übernahme der Nummer drei, für die Hutchison bis zu 1,5 Mrd. Euro springen lassen will, wäre die Konsolidierung des umkämpften Marktes vollzogen.Orange hat im Vorjahr 562 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet.

Wien. Zweimal hat France Telecom über ihre Handytochter Orange versucht, den viertgrößten österreichischen Mobilfunker Hutchison („3“) zu übernehmen. Vergebens – der Deal scheiterte am zu niedrigen Preis. Jetzt drehen die Chinesen den Spieß um und kaufen Orange Österreich. Die Gespräche laufen auf Hochtouren, Hutchison hat schon bei den EU-Wettbewerbshütern und der Bundeswettbewerbsbehörde vorgefühlt. Der Deal soll unmittelbar vor dem Abschluss stehen, erfuhr „Die Presse“ aus der Telekomszene. In beiden Unternehmen gibt man sich bedeckt: „Laufende Gerüchte kommentieren wir nicht“, hieß es auf „Presse“-Anfrage.

Als Kaufpreis werden bis 1,5 Mrd. Euro kolportiert. Orange hat im Vorjahr 562 Mio. Euro Umsatz und einen Nettogewinn von 37,2 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Betriebsergebnis lag bei 73,9 Mio. Euro. Aufgrund der hohen Investitionen gibt es rund 600 Mio. Euro Verbindlichkeiten. Für die Firma Orange Schweiz, die ebenfalls verkauft wird, erwartet sich France Telecom einen Erlös von bis zu zwei Mrd. Euro.

Schwerer Stand als Nachzügler

„3“ hat als Nachzügler nie den Anschluss an die etablierten Anbieter Mobilkom (Telekom Austria) T-Mobile und Orange geschafft. Bei einem Umsatz von 207,3 Mio. Euro gab es 2010 erstmals ein positives Betriebsergebnis. Allerdings hat „3“ sein Netz an die staatliche China Development Bank verkauft und es zurückgeleast. Dies galt als Notmaßnahme, um frisches Geld zu bekommen und schwarze Zahlen zu schreiben. Als Asset von „3“ gilt das topmoderne Netz, das für die nächste Mobilfunkgeneration (4G) vorbereitet ist. Orange wiederum braucht massive Investitionen in die Netzaufrüstung. Mit dem milliardenschweren Konzernkoloss Hutchison Whampoa aus Hongkong im Rücken dürfte Geld für „3“ kein Problem sein.

Der fusionierte neue Anbieter hätte mit rund 3,5 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 28 Prozent das Gewicht, das Orange (18,7 Prozent) und Hutchison (9,2 Prozent) allein nie erreicht hätten, und würde zur Nummer zwei T-Mobile (30,8 Prozent) aufschließen. Den Spitzenplatz behielte weiter die Telekom Austria mit 41,3 Prozent.

Die Macht- und Wettbewerbsverhältnisse dürften die Kartellwächter am meisten interessieren. Auch als es hierzulande fünf Mobilfunker gab, prüfte die EU vertieft den Verkauf der Tele.ring an T-Mobile. Hinter den Kulissen sollen schon Gespräche mit T-Mobile und der Telekom Austria laufen. Hutchison soll bereit sein, Funkmasten und Frequenzen abzugeben. Damit wollen die Chinesen Einsprüche der Mitbewerber im EU-Verfahren verhindern.

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Nächster Konsolidierungsschritt

Orange Österreich gehört seit vier Jahren zu 65 Prozent dem osteuropäischen Finanzinvestor Mid Europa Partners (MEP), 35 Prozent hält France Telecom. Seit Oktober haben die Franzosen eine Call-Option, den Anteil der MEP zu erwerben. Entweder sie tun dies und reichen Orange an die Chinesen weiter, oder sie lassen die Option verfallen und beide Partner verkaufen gemeinsam.

Gerüchte über eine Fusion oder Übernahme kursieren seit vielen Jahren, zumal die Branche angesichts der Sättigung des umkämpften Handymarkts eine Konsolidierung erwartet bzw. wünscht. Der Marktforscher Kreutzer, Fischer & Partner hat in einer Studie schon vor vier Jahren darauf hingewiesen, dass eine Fusion von Orange (damals „One“) und „3“ logisch wäre. Die Spekulationen wurden in diesem Frühjahr angeheizt, als France Telecom signalisierte, Auslandsbeteiligungen auf den Prüfstand zu stellen. Als Orange mit T-Mobile eine Netzkooperation bekannt gab, tippte man auf die Deutschen als Käufer.

Für die Chinesen ist Orange keine Unbekannte: Hutchison hat Orange gegründet und 2001 (mit einem Umweg über Mannesmann) an die Franzosen verkauft.

Auf einen Blick

Der Mobilfunker Orange steht vor dem Verkauf an die chinesische Hutchison, die hierzulande „3“ besitzt. Verkäufer sind der Investmentfonds Mid Europa Partners und France Telecom, die auch Orange Schweiz abstößt. Der neue Anbieter käme auf knapp 30 Prozent Marktanteil und würde damit zur Nummer zwei, T-Mobile, aufschließen. Die Wettbewerbsbehörden müssen dem Deal aber noch zustimmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2011)

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