Die sechs Fälle von möglichen Behandlungsfehlern

Symbolbild Innsbrucker Kinderklinik
Symbolbild Innsbrucker Kinderklinik(c) APA/ROBERT PARIGGER (ROBERT PARIGGER)
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Überblick. Insgesamt sollen sechs Kinder von möglichen Behandlungsfehlern in der Innsbrucker Klinik betroffen sein.

Mit den nun bekanntgewordenen Fällen sollen insgesamt sechs Kinder von möglichen Behandlungsfehlern in der Innsbrucker Klinik betroffen sein. Neben internen Untersuchungen des landeseigenen Krankenanstaltenbetreibers Tilak und der Patientenanwaltschaft laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beziehungsweise sind diese zum Teil bereits gerichtsanhängig. Im Folgenden eine Auflistung nach ihrem Bekanntwerden:

- Im Juni des vergangenen Jahres wird der Fall eines dreijährigen Buben bekannt, der nach Einläufen an einem Gehirnödem gestorben ist. Das unter chronischer Niereninsuffizienz leidende Kind war im April 2010 nach einer fast überstandenen Scharlacherkrankung wegen Verstopfung behandelt worden. In einem von der Tilak in Auftrag gegebenen Gutachten sprechen die Experten davon, "dass der Tod des Patienten in direktem Zusammenhang mit der Behandlung" stehe und "diesbezüglich eine Verletzung der Sorgfaltspflicht" vorliege. Dieser Fall liegt vorerst bei der Staatsanwaltschaft. Neugewonnene Ergebnisse haben laut der Anklagebehörde ergänzende Gutachten notwendig gemacht.

- Im August dieses Jahres erklären die Eltern der kleinen Nadina, die nach einer Hüftoperation im Jahr 2008 schwerbehindert ist, die Tilak auf Schadenersatz klagen zu wollen. Das Mädchen war am 4. Jänner 2008 im Alter von sechs Wochen am Landeskrankenhaus Innsbruck operiert worden. Bei der Behandlung kam es zu Komplikationen, die mit einem massiven Gehirnschaden des Kindes endeten. Das Mädchen leidet laut dem Anwalt der Familie unter anderem an tiefgreifenden Entwicklungs- und komplexen Wahrnehmungsstörungen, einer zerebralen Sehstörung und einer schweren Epilepsie mit therapieresistenten Krampfanfällen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

- Ende des vergangenen Monats stirbt ein dreijähriges Mädchens in der Innsbrucker Klinik nach einer Sedierung mit Propofol über 46 Stunden. Das Mädchen war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Noch am selben Tag wurde unter Narkose eine endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege vorgenommen. Der schriftliche Bericht der Obduktion steht noch aus.

- Am Donnerstag wird der Fall eines Südtiroler Buben bekannt, der nach einer Hauttransplantation in der Innsbrucker Klinik im Jahr 2006 schwerbehindert ist. Laut Tilak wurde das mittlerweile sechs Jahre alte Kind im Juli 2006 mit schwersten, großflächigen Verbrühungen eingeliefert. Der Fall werde derzeit neu aufgerollt, hieß es in in einer Stellungnahme der Tilak. Für einen dreiwöchigen Tiefschlaf sei kein Propofol verwendet worden, für die Hauttransplantation schon.

- Am Donnerstag präsentierte die Elternplattform Kinderklinik zwei mögliche weitere Fälle von Behandlungsfehlern. Betroffen sein sollen ein 16 Monate altes und ein dreijähriges Kind. Beide Fälle sollen sich heuer zugetragen haben. Bei dem 16 Monate alten Kind soll es laut Gabriele Fischer von der Elternplattform zu einer Komplikation während einer Routineoperation gekommen sein. Die Kinder seien zudem mit Propofol über längere Zeit sediert worden. Eines der beiden befinde sich aber mittlerweile auf dem Weg der Besserung und könnte wieder gesund werden. Der dreijährige Bub soll seither behindert sein.

(APA)

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